Redensarten Lexikon
Sporen
Sich die Sporen verdienen: sich durch eine besondere Tat oder große Leistung im Kampf auszeichnen, um Aufnahme in die Ritterschaft zu erlangen. In übertragener Bedeutung heißt die Redensart viel allgemeiner: sich durch Geschicklichkeit oder große Verdienste einer Stellung, eines neuen Amtes als würdig erweisen, seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Im Mittelalter trug der Knappe bereits vor dem Ritterschlag Sporen, doch bei der Verleihung der Ritterwürde wurden dem jungen Helden als Abzeichen seines neuen Standes feierlich goldene Sporen angeschnallt. Erfolgte dieser Ritterschlag kurz vor Beginn einer Schlacht, so kämpften die neuen Ritter in den vorderen Reihen, um ihre Sporen dadurch zu ›verdienen‹; diese Bewährung konnte aber auch bei Turnieren oder auf Kreuzfahrten erfolgen.    Die Redensart wurde auch literarisch verwertet, zum Beispiel bei Schiller heißt es im ›Don Carlos‹ (II, 8): »Ich habe den schnellen Einfall, nach Brabant zu gehn, um – bloß um meine Sporen zu verdienen«.
   Hauff verweist in seinem ›Lichtenstein‹ sogar auf die Verleihung der goldenen Sporen (3. Teil, Kapitel 11): »Ritterliche Haft?... zeigt vorher, wo Ihr die goldenen Sporen verdient habt«. Die weite Verbreitung dieses ritterlichen Brauches spiegelt sich in den Redensarten anderer europäischer Völker; vgl. niederländisch ›Hij heeft zijn sporen verdiend‹; französisch ›gagner ses éperons‹; auch ›faire ses premières armes‹ (wörtlich: seine erste Waffenprobe ablegen); englisch ›to win one's spurs‹
   Seine Sporen noch nicht verdient haben: Befähigung, Mut und Geschicklichkeit noch nicht bewiesen haben, auch: eine Auszeichnung ohne Verdienst erlangt haben. Vergleiche niederländisch ›Hij heeft zijne sporen nog niet verdient‹.
   Der hat Sporen!: der ist tapfer, kampferprobt. Abraham a Sancta Clara gebrauchte diese Redensart in ›Reim dich‹ als Lob für den heiligen Georg.
   Die Sporen dienten ursprünglich nicht nur als Symbol der Ritterwürde, sondern hatten für den Reiter die praktische Aufgabe, sein Tier anzutreiben. In den Redensarten erhielten sie die übertragene Bedeutung von Druckmittel, die im unterschiedlichen sprachlichen Ausdruck eine Steigerung zeigen: Er hat seine Sporen angelegt: er ist gut gerüstet, um einen anderen zu bedrängen. Vergleiche niederländisch ›Hij heeft zijne Sporen gespannen‹. Einem den Sporn in die Seite setzen: ihm zusetzen; vgl. französisch ›harceler quelqu'un‹.
   Einen zwischen die Sporen fassen (nehmen): ihn hart bedrücken, ihn antreiben. Die Redensart wurde bereits von Luther in seinen ›Tischreden‹ (379b) verwendet. Mit scharfen Sporen reiten: einen schmerzhaften Druck ausüben, um das letzte an Leistung herauszuholen, was ein guter Reiter vermeiden würde; vgl. französisch ›donner des éperons‹. Vergleiche hierzu das Sprichwort ›Zu scharfe Sporen verderben das Pferd‹. Eine weitere Steigerung enthalten die Redensarten Mit Sporen und Absatz zugleich drücken und Die Sporen stets im Esel haben.
   Einem nicht an die Sporen reichen: sich nicht im entferntesten mit jemandem messen können; vgl. ›Jemandem nicht das Wasser reichen können‹ ( Wasser).
   Er hat ein Sporn oder Er hat Sporen im Kopfe: er handelt, als wäre er nicht ganz gescheit. Vergleiche lateinisch ›Non est sani cerebri‹. Er hat Sporen in der Haut! heißt es von einem Begierigen, Heftigen und Leidenschaftlichen.
   Etwas spornstreichs tun: in höchster Eile, eigentlich wie ein gesporntes Pferd, das zu schnellem Lauf angetrieben wird. Das frühneuhochdeutsche ›spor(en)straichs‹ ist adverb. Genitiv zu ›spornstraich‹. Noch 1644 heißt es bei Zesen (›Lysander‹ 236), daß ein Reiter »in vollem Sporenstreich« komme. Nach der Erstarrung zum Adverb ist die Beziehung auf das Reiten verblaßt. Grimmelshausen schreibt 1669 im ›Simplicissimus‹ (18): »kehrete derowegen sporenstreichs wieder um«. Später galt ›spornstreichs‹ für jedes hastige Tun.

• E. GOLDMANN: Artikel ›Sporn‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VIII, Spalte 311-312.
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