Redensarten Lexikon
Speck
Er sitzt im Speck: er hat reichlich zu essen, es geht ihm sehr gut; ähnlich: Wie die Made im Speck leben: im Überfluß schwelgen können, Made.    (Keinen) Speck in der Tasche haben: (kein) Geld haben. Vergleiche auch das Sprichwort ›Wer Speck in der Tasche hat, der hat das Recht‹.
   Das ist der rechte Speck!: Das ist der rechte Mann, der das fertigbringt. Die Redensart wird meist ironisch gebraucht wie der Ausruf: ›Du bist mir gerade der Rechte!‹
   Das ist kein Speck für sein Maul (seinen Schnabel): das schmeckt ihm nicht, damit kann man ihn nicht reizen, auch: das gefällt (paßt) ihm nicht. Vergleiche niederdeutsch ›Dat ies kên Speck vör min Bek‹ und niederländisch ›Dat is geen spek voor zijnen bek‹.
   Das gibt keinen andern Speck: ein anderer Nutzen ist nicht aus der Sache zu ziehen. Schon bei Murner (›Vom großen lutherischen Narren‹) heißt es: »Die beschornen buben sieden solt in braunen ruben, dan sie sein feisst vnd darzu queck, so geben sie sunst kein andern speck«. Ähnliche Bedeutung hat die Feststellung Das gibt keinen Speck in die Wurst (Erbsen): das gibt keinen Nutzen, keine Verbesserung.
   Speck wird gern sprichwörtlich und redensartlich mit anderen Speisen in Verbindung gebracht, vor allem in den mundartlichen Wendungen: schwäbisch ›Do goht der Speck auf d' Würst‹, der Speck ist teurer als die ganze Wurst, übertragen: die Ausgaben und Anstrengungen sind größer, als die ganze Sache wert ist; bairisch ›Der is m'r grad e Speck aufs Kraut‹, mit dem werde ich sehr leicht fertig; elsässisch ›Dis is'm Speck in d' Erbse‹, ›Das ist Wasser auf seine Mühle‹ ( Wasser); pomm. ›He lat sik nich dat Speck utn Kol teen‹, er läßt sich seinen Vorteil nicht nehmen, er paßt auf und weiß sein Recht zu wahren. Um 1700 hieß es bereits im Altmeißnischen:
   ›Das reimt sich wie Speck zur Mährde‹, das paßt bes. schlecht zusammen, denn ›Mährde‹ hieß eine Kaltschale von verdünntem Sirup und Rosinen.
   Sie sind dabei als Speck und Äpfel (Bohnen): sie gehören nicht zu den Hauptbeteiligten, sie sind entbehrliche Mitläufer, sind Überzählige (vgl. ›Der Dreizehnte im Dutzend sein‹), eigentlich: sie sind nur wie eine Zutat beim Hauptgericht, die fehlen kann.
   Für Speck und Bohnen mitmachen: für gering geachtet werden, keinen Lohn verdienen und eine Art ›Gnadenbrot‹ erhalten. Vergleiche niederländisch ›voor spek en bonen meedoen‹.
   Das ist Speck in Butter gebraten: es ist entweder sinnlose Verschwendung oder etwas Zweckloses, das zum zweiten Male geschieht. Ähnlich: Den Speck spicken: des Guten zuviel tun.
   Den Speck in der Hundehütte (im Hundestall) suchen: sich an die verkehrte Stelle wenden, sich vergeblich bemühen.
   Mit Speck schießen: mit Lug und Trug vorgehen. Früher soll tatsächlich mit Speck geschossen worden sein. Die verheerende Folge war z.B. die Verursachung eines Brandes auf einem feindlichen Schiffe. Die Bedeutung entwickelte sich vom Schießen mit scharfen Geschützen zu bluffen, aufschneiden und lügen. Vergleiche hessisch ›Er scheust mit Speck‹, er ist ein Lügner, und niederländisch ›Hij schiet met spek‹ oder ›een spekkoegel op't geweer hebben‹.
   Mit der Wurst nach der Speckseite werfen Wurst.
   Sich den Speck (gut) einsalzen: sich gegenseitig tüchtig verprügeln. Bereits Johann Fischart (›Geschichtklitterung‹, in Kloster VIII, 132) gebraucht diese Redensarten: »Darumb gebe es auch nachmals so fein Kiefferwerck, dass sie einander den Speck dapffer einsaltzen«.
   Das ist Speck auf die Falle: es ist ein Lockmittel, ein gefährlicher, hinterlistiger Anschlag. Vergleiche Murner (›Schelmenzunft‹ 27): »ein Specklein auf die fallen legen«. Vergleiche ›Mit Speck fängt man Mäuse‹.
   Der ist mit keinem Stückchen Speck zu fangen: er ist nicht zu überlisten, die gewöhnlichen Mittel durchschaut er.
   Jemand geht ran an den Speck: er packt eine Aufgabe energisch an. Diese Redensart steht wie die Aufforderung Ran an den Speck!: Mutig drauflos! in Zusammenhang mit dem Speck in der Mausefalle, vor dem die Maus oft ängstlich zögert. Die ursprüngliche Bedeutung der Gefahr ist in diesen Wendungen heute jedoch weitgehend verlorengegangen. Vergleiche französisch ›rentrer à quelqu'un dans le lard‹, im Sinne von ›Jemandem zusetzen‹.
   Den Speck riechen Braten.
   Einem Speck (eine Speckschwarte) durchs Maul ziehen: ihm schmeicheln, ihm Erfreuliches vorspiegeln, um ihm einen Anreiz zu geben, als Redensart besonders in Sachsen häufig. Die Standhaftigkeit gegen alle Verlockungen versichert die ostpreußische Wendung ›Se könne mi Speck op'n Nase binde!‹, d.h. ich tue es trotzdem nicht.
   Sich den Speck wachsen lassen: faul sein, ein gemächliches Wohlleben führen, eine besonders in Oberoesterreich häufige Redensart Allgemein verbreitet ist die jüngere Wendung Speck ansetzen: dick werden. Oft wird unerklärliche körperliche Zunahme scherzhaft als ›Kummerspeck‹ bezeichnet.
   Die Reimformel Speck und Dreck bezeichnet entweder geringschätzig den armseligen Besitz eines Menschen (vgl. auch ›Habchen und Babchen‹) oder dient zur Verstärkung von Dreck.
   Die wienerische Redensart ›vor einem (etwas) Speck haben‹, Angst haben, ist als Verkürzung aus ›Respekt haben‹ entstanden. Auch in scherzhaften Vergleichen spielt der Speck eine Rolle. So heißt es z.B. von einem Kind, wenn es einen Ausschlag am Mund hat, daß es Speckgriefen genascht habe.
   Strahlt jemand über das ganze Gesicht, dann Glänzt es wie eine Speckschwarte, vor allem auch dann gesagt, wenn es mit einer Salbe eingerieben worden ist.
   ›Ich habe wol Speck in der Tasche?‹ fragt der Berliner, wenn einer ständig in seiner Nähe bleibt, als würde er angelockt.

• F. ECKSTEIN: Artikel ›Speck‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VIII, Spalte 142-148.}

Mit Speck fängt man Mäuse. Bilderrätsel, Postkarte von F. Hoffmann-La Roche & Co. AG., Basel.
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