Redensarten Lexikon
Sparren
Einen Sparren (im Kopf) haben: verschroben, nicht ganz normal sein, im ›Oberstübchen‹ nicht ganz richtig, leicht verrückt sein. Diese Redensart gehört zu den vielen umschreibenden Wendungen für die als tabu geltende Geisteskrankheit und bezieht sich in ihrem Vergleich auf das in Unordnung geratene oder schadhaft gewordene Sparrenwerk (Gebälk) des Dachstuhls, da auch sonst vielfach ›Dach‹ und ›Kopf‹ in Redensarten gleichgesetzt werden (Dach).    Die Redensarten Einen Sparren zuviel haben und Einen Sparren zuwenig haben, auch: Die Sparren nicht alle haben stehen wahrscheinlich in Zusammenhang mit der längeren, aber veralteten Wendung Einen Sparr(e)n zuviel oder zuwenig haben, die bereits Hans Sachs kennt: »Ich mein, der docktor hab eins sparrn im kopf zu wenig oder zu vil«. Auch Grimmelshausen gebraucht in seinem ›Simplicissimus‹ (Buch I, Kapitel 27) diese Redensart: »als wenn er einen Sparren zu viel oder zu wenig gehabt hätte«. Noch 1776 heißt es bei Hermes in ›Sophiens Reise von Memel nach Sachsen‹ (Bd. 6, S. 431): »Sie haben einen Sparren zu viel oder zu wenig«.
   Sparren nach Norwegen führen: eine unnütze Arbeit verrichten, da Norwegen ja als Holzlieferant bekannt war. Vergleiche ›Eulen nach Athen tragen‹
(Eule).

• L. SPITZER: Er hat einen Sparren (Span). Antike und romanische Parallelen, in: ders.: Essays in Historical Semantics (New York 1948), S. 67-133.
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