Redensarten Lexikon
spanisch
Das kommt mir spanisch vor wird von einer Sache gesagt, die befremdend, unangenehm, wohl auch komisch wirkt. ›Das wird dir spanisch vorkommen‹, du wirst dich wundern. Als Karl V. (1519-56), ein Spanier seiner Abstammung und Erziehung nach, die deutsche Kaiserkrone trug, fanden manche spanische Sitten, Moden, Glaubenssatzungen, die den Deutschen bis dahin unerhört waren, in Deutschland Eingang. Damals wird die Redensart aufgekommen sein, bezeichnend für ein wenn auch geringes – bewußtes Fühlen der eigenen Art gegenüber aufgedrängtem fremden Brauch. Die Redensart ist auch in die Literatur und die Mundarten eingedrungen: Bei Grimmelshausen heißt es im ›Simplicissimus‹ (Bd. I, S. 167): »Bey diesem Herrn kam mir alles widerwertig und fast Spanisch vor«. Auch Abraham a Sancta Clara verwendete den Ausdruck öfter, z.B. im ›Judas‹ (I, 78, 94, III, 144, 173, 363, IV, 364). Bei Celander (›Die verkehrte Welt‹, 1713, S. 461) steht: »Dem Wirth kam solche Zeitung ganz spanisch vor«. Vergleiche französisch ›C'est de l'hébreu pour moi‹ (hebräisch). Da geht es spanisch zu und Da sieht es spanisch aus: also seltsam, unverständlich, unordentlich. Vergleiche auch niederländisch ›Het gaat er Spaansch toe‹ und ›Het ziet er Spanisch uit‹. Wenn den Spaniern Eigenheiten ihres Volkes merkwürdig erscheinen, sagen sie spöttisch: ›Cosas de España‹, oder daß ihnen etwas griechisch vorkomme, wenn es fremdländisch ist oder unglaubwürdig.
Die mehr drohende Redensart Einem spanisch kommen erinnert an das Auftreten der Spanier in Westeuropa in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Goethe gebraucht die Wendung nur in Beziehung auf die spanische Kleidung, wenn er Egmont zu Klärchen sagen läßt: »Bist du zufrieden? Ich versprach dir, einmal spanisch zu kommen« (›Egmont‹ III, 2).
Bei unvollkommener Beherrschung der französischen Sprache heißt es in Frankreich: ›Vous parlez français comme une vache espagnole‹, ursprünglich ›un basque espagnol‹ (wie ein spanischer Baske), oder: ›... comme un basque l'espagnol‹ (so schlecht, wie ein Baske spanisch spricht), also auf baskische Fremdarbeiter bezogen. Ein Traumgebilde der Zukunft umschreiben die Franzosen mit: ›faire des châteaux en Espagne‹; dies ist bei La Fontaine in der Fabel vom Milchmädchen literarisch belegt (Aarne- Thompson 1430, vgl. Milchmädchenrechnung).
Das sind spanische Dörfer Dorf, vielleicht in Anlehnung an ›böhm. Dörfer‹.
Jemandem spanische Stiefel anziehen ⇨ Stiefel.
Stolz wie ein Spanier ⇨ stolz.
• E.H. ZEYDEL: Das kommt mir Spanisch vor, in: Journal of English and German Philology 21 (1922), S. 335-340.
Das kommt mir spanisch vor wird von einer Sache gesagt, die befremdend, unangenehm, wohl auch komisch wirkt. ›Das wird dir spanisch vorkommen‹, du wirst dich wundern. Als Karl V. (1519-56), ein Spanier seiner Abstammung und Erziehung nach, die deutsche Kaiserkrone trug, fanden manche spanische Sitten, Moden, Glaubenssatzungen, die den Deutschen bis dahin unerhört waren, in Deutschland Eingang. Damals wird die Redensart aufgekommen sein, bezeichnend für ein wenn auch geringes – bewußtes Fühlen der eigenen Art gegenüber aufgedrängtem fremden Brauch. Die Redensart ist auch in die Literatur und die Mundarten eingedrungen: Bei Grimmelshausen heißt es im ›Simplicissimus‹ (Bd. I, S. 167): »Bey diesem Herrn kam mir alles widerwertig und fast Spanisch vor«. Auch Abraham a Sancta Clara verwendete den Ausdruck öfter, z.B. im ›Judas‹ (I, 78, 94, III, 144, 173, 363, IV, 364). Bei Celander (›Die verkehrte Welt‹, 1713, S. 461) steht: »Dem Wirth kam solche Zeitung ganz spanisch vor«. Vergleiche französisch ›C'est de l'hébreu pour moi‹ (hebräisch). Da geht es spanisch zu und Da sieht es spanisch aus: also seltsam, unverständlich, unordentlich. Vergleiche auch niederländisch ›Het gaat er Spaansch toe‹ und ›Het ziet er Spanisch uit‹. Wenn den Spaniern Eigenheiten ihres Volkes merkwürdig erscheinen, sagen sie spöttisch: ›Cosas de España‹, oder daß ihnen etwas griechisch vorkomme, wenn es fremdländisch ist oder unglaubwürdig.
Die mehr drohende Redensart Einem spanisch kommen erinnert an das Auftreten der Spanier in Westeuropa in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Goethe gebraucht die Wendung nur in Beziehung auf die spanische Kleidung, wenn er Egmont zu Klärchen sagen läßt: »Bist du zufrieden? Ich versprach dir, einmal spanisch zu kommen« (›Egmont‹ III, 2).
Bei unvollkommener Beherrschung der französischen Sprache heißt es in Frankreich: ›Vous parlez français comme une vache espagnole‹, ursprünglich ›un basque espagnol‹ (wie ein spanischer Baske), oder: ›... comme un basque l'espagnol‹ (so schlecht, wie ein Baske spanisch spricht), also auf baskische Fremdarbeiter bezogen. Ein Traumgebilde der Zukunft umschreiben die Franzosen mit: ›faire des châteaux en Espagne‹; dies ist bei La Fontaine in der Fabel vom Milchmädchen literarisch belegt (Aarne- Thompson 1430, vgl. Milchmädchenrechnung).
Das sind spanische Dörfer Dorf, vielleicht in Anlehnung an ›böhm. Dörfer‹.
Jemandem spanische Stiefel anziehen ⇨ Stiefel.
Stolz wie ein Spanier ⇨ stolz.
• E.H. ZEYDEL: Das kommt mir Spanisch vor, in: Journal of English and German Philology 21 (1922), S. 335-340.