Redensarten Lexikon
Siemann \(Simandl\)
Er ist ein Siemann, auch: Er ist der Doktor Siemann: er steht unter dem Regiment seiner Frau, er muß tun, was sie befiehlt. Siemann oder Simandl ist in den bairisch-oesterreichischen Mundarten ein Ausdruck für den Pantoffelhelden, abzuleiten von Sie-Mann; Pantoffelheld, In der Literatur eingeführt erscheint dieser scherzhafte Volksausdruck zum erstenmal durch Adam Schubart in ›Haussteuffel, das ist der Meister SIEman usw.‹ (Frankfurt/M. 1565). Um die Mitte des 18. Jahrhunderts bildeten sich in Wien ›Simandlsbruderschaften‹, Gesellschaften heiterer Männer, die in der Regel am wenigsten an dem Gebrechen litten, das sie verspotteten. Davon zeugen noch die Redensarten ›zur Simandlbruderschaft gehören‹ und ›ein Simandl von Krems sein‹. In Krems soll noch heute eine solche Bruderschaft bestehen, die jedem Verheirateten ein Simandl-Diplom mit 17 Paragraphen ausstellen darf. Ein Brunnen in Krems stellt eine Frau mit ihrem Simandl dar.
Der Name ›Simandlbruderschaft‹ ist nicht nur mit dem Wort ›sie‹, sondern auch mit ›sieben‹ in Zusammenhang gebracht worden. In einem alten, zu Pantoffelhausen gedruckten Buche ›Geschichte und Statuten der weltberühmten Simandlbruderschaft‹ wird von deren Gründung berichtet: »Es sollen einst sieben Brüder, alle von sehr kleinem Wuchse gewesen sein, sämmtlich verheirathet und unter der Herrschaft ihrer Weiber stehend und sehr streng gehalten. Wenn es ihnen einmal gar zu arg wurde, kamen die sieben Märtyrer an einem bestimmten Orte zusammen, um sich ihre Leiden zu klagen und sich zur Geduld zu ermahnen. Allmählich schlossen sich andere Männer ähnlichen Schicksals als Leidensgenossen an. Dies war der Kern der Gesellschaft, die sich von den ursprünglichen sieben Manndeln die Sini- (mundartlich für sieben) Mandlbruderschaft nannte«.
• J. BOLTE: Doktor Siemann und Doktor Kolbmann, zwei Bilderbogen des 16. Jahrhunderts, in: Zeitschrift d. Ver. für Volkskunde 12 (Berlin 1902), S. 296-307.}
Siemann. Titelblatt des ersten Buches über den Simandl, Franckfurt am Mayn 1565.
Siemann. Deutsche Spielkarte, Kupfer, Ende 16. Jahrhundert Wien, K.K. Kupferstichsammlung.
Simandl-Brunnen. Simandl-Brunnen in Krems an der Donau.
Er ist ein Siemann, auch: Er ist der Doktor Siemann: er steht unter dem Regiment seiner Frau, er muß tun, was sie befiehlt. Siemann oder Simandl ist in den bairisch-oesterreichischen Mundarten ein Ausdruck für den Pantoffelhelden, abzuleiten von Sie-Mann; Pantoffelheld, In der Literatur eingeführt erscheint dieser scherzhafte Volksausdruck zum erstenmal durch Adam Schubart in ›Haussteuffel, das ist der Meister SIEman usw.‹ (Frankfurt/M. 1565). Um die Mitte des 18. Jahrhunderts bildeten sich in Wien ›Simandlsbruderschaften‹, Gesellschaften heiterer Männer, die in der Regel am wenigsten an dem Gebrechen litten, das sie verspotteten. Davon zeugen noch die Redensarten ›zur Simandlbruderschaft gehören‹ und ›ein Simandl von Krems sein‹. In Krems soll noch heute eine solche Bruderschaft bestehen, die jedem Verheirateten ein Simandl-Diplom mit 17 Paragraphen ausstellen darf. Ein Brunnen in Krems stellt eine Frau mit ihrem Simandl dar.
Der Name ›Simandlbruderschaft‹ ist nicht nur mit dem Wort ›sie‹, sondern auch mit ›sieben‹ in Zusammenhang gebracht worden. In einem alten, zu Pantoffelhausen gedruckten Buche ›Geschichte und Statuten der weltberühmten Simandlbruderschaft‹ wird von deren Gründung berichtet: »Es sollen einst sieben Brüder, alle von sehr kleinem Wuchse gewesen sein, sämmtlich verheirathet und unter der Herrschaft ihrer Weiber stehend und sehr streng gehalten. Wenn es ihnen einmal gar zu arg wurde, kamen die sieben Märtyrer an einem bestimmten Orte zusammen, um sich ihre Leiden zu klagen und sich zur Geduld zu ermahnen. Allmählich schlossen sich andere Männer ähnlichen Schicksals als Leidensgenossen an. Dies war der Kern der Gesellschaft, die sich von den ursprünglichen sieben Manndeln die Sini- (mundartlich für sieben) Mandlbruderschaft nannte«.
• J. BOLTE: Doktor Siemann und Doktor Kolbmann, zwei Bilderbogen des 16. Jahrhunderts, in: Zeitschrift d. Ver. für Volkskunde 12 (Berlin 1902), S. 296-307.}
Siemann. Titelblatt des ersten Buches über den Simandl, Franckfurt am Mayn 1565.
Siemann. Deutsche Spielkarte, Kupfer, Ende 16. Jahrhundert Wien, K.K. Kupferstichsammlung.
Simandl-Brunnen. Simandl-Brunnen in Krems an der Donau.