Redensarten Lexikon
Siebenschläfer
Er ist ein Siebenschläfer: er ist ein Langschläfer, eigentlich er ist einer von den sieben Schläfern, deren Gedächtnistag auf den 27. Juni fällt. Die Wendung geht auf die Legende von den sieben Jünglingen zurück, die bei der Christenverfolgung unter Decius um das Jahr 251 in eine Höhle des Berges Kation bei Ephesus flüchteten, dort einschliefen und vermauert wurden. Unter der Herrschaft Kaiser Theodosius II. erwachten sie erst im Jahre 447 wieder, als diese Höhle zufällig eröffnet wurde, um bald darauf aber, »vom Glorienschein der Heiligkeit umgeben«, zu sterben. Gregor von Tours erzählt dies u.a. gegen Ende des 6. Jahrhunderts, in deutscher Sprache ist das mittelhochdeutsche Gedicht ›von den siben schlafaeren‹ wohl der erste Beleg (Aarne-Thompson 777). Auch in den Mundarten ist die Redensart bekannt, z.B. heißt es im Schlesischen: ›A îs a rechter Sîbeschläfer‹. Im Niederländischen bestehen die Wendungen ›Het is er een van de zeven slapers‹, in der sprachlichen Formulierung noch deutlicher als im Deutschen auf die Legende bezogen, und ›Het is een negen-slaper‹, ein Beweis für das Nebeneinander der wichtigen Zahlbereiche von neun und sieben, die einander in den Wendungen durchdringen und ersetzen können, vgl. die Ausdrücke ›Siebengescheit‹ und ›Neunmalklug‹, sieben und zweiundsiebzig.    Die französische Wendung ›Il dort comme un loir‹ bezieht sich nur auf den Siebenschläfer als Tier. Der Siebenschläfertag spielt auch im Volksglauben eine Rolle: wenn es an diesem Tage regnet, soll es danach noch sieben Wochen schlechtes Wetter sein. In einem bairischen Hauskalender heißt es z.B.: ›Nach den Siebenschläfern richten sich sieben Tage und sieben Wochen‹, und eine mecklenburgische Bauernregel lautet mundartlich: ›Wenn et up Säbenslöper rägent, denn rägent et sêben Wêken, un wenn âk mant all Dâge en pâr Droppen fallet‹.
   Man glaubt auch, daß ein Blatt mit den Namen der Siebenschläfer (Maximinianus, Malchus, Martinianus, Constantinus, Dionysius, Johannes, Serapion) gegen Schlaflosigkeit helfen könne, wenn man es einem heimlich unter das Kopfkissen lege (Zeitschrift für Volkskunde 8, 1898).

• P. SARTORI: Artikel ›Siebenschläfer‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VII, Spalte 1702-1704.}

Siebenschläfer. Italienischer Holzschnitt, Florenz, Biblioteca Riccardiana, misc. Malfatti, 689, No. 36. Aus: Paolo Toschi: Populäre Druckgraphik Europas. Italien vom 15. bis zum 20. Jahrhundert, München 1967, Abbildung 16.
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