Redensarten Lexikon
Semmel
Abgehen wie warme Semmeln: gut abgehen, sich schnell verkaufen lassen, sehr begehrt sein. Der redensartliche Vergleich beruht auf der Beobachtung, daß besonders frische Ware, die gerade fertig wurde, die noch warm aus dem Backofen kommt, besonders rasch ausverkauft ist, weil die Kunden schon darauf gewartet haben. In übertragener Bedeutung bezieht sich die Redensart auf die Töchter aus einem Hause, die sich rasch hintereinander verheiraten. So sagt man z.B. redensartlich in Berlin: ›Den jehn seine Döchter ab wie bei'n Bäcker de warme Semmeln‹. Gottfr. Keller gebraucht im ›Fähnlein der sieben Aufrechten‹ dafür die Wendung »Wie frische Wecken«. Auch auf Hervorbringungen im geistigen und künstlerischen Bereich findet die Redensart Anwendung. Karl Philipp Emanuel Bach (1714-88), Johann Sebastian Bachs dritter Sohn, gab dafür schon ein Beispiel. Er schrieb in Erinnerung an seine in Leipzig verbrachte Jugend an seinen Verleger Breitkopf: »Meine Sonaten und mein Heilig gehen ab wie warme Semlen, bey der Börse vor dem Naschmarkt, wo ich vordem mancher Mandel Pretzel den Hals gebrochen habe«. Vergleiche französisch ›partir comme des petits pains‹.    Das Gegenteil dieser Redensart ist die Wendung ›Etwas ausbieten wie sauer Bier‹, Bier.
   Er hat seine Semmel zuerst gegessen: er hat das Beste vorweggenommen, das Gute bereits erhalten und nichts Besseres mehr zu erwarten; vgl. französisch ›Il a mangé son pain blanc le premier‹.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Semmel