Redensarten Lexikon
Scylla
Aus der Scylla in die Charybdis geraten: aus einer Gefahr gerettet werden und in eine größere kommen. Vergleiche niederländisch ›van Scylla in Charybdis vervallen‹; vgl. französisch ›tomber de Charybde en Scylla‹, auch die parodistische Form: ›tomber de canif en syllabe‹ (wörtlich: vom Taschenmesser in die Silbe fallen).    Daneben werden im Deutschen noch ähnliche Wendungen gebraucht: Der Scylla entfliehen und in die Charybdis fallen: mit übergroßer Ängstlichkeit einem Übel zu entgehen suchen und dann, alle Vorsicht vergessend, in eine unerwartete zweite Gefahr geraten. In der Umkehrung heißt es auch: Der Charybdis entfliehen und in die Scylla geraten, so bereits im mittellateinischen: »Incidis in Scyllam, cupiens vitare Charybdim« = während du wünschest, der Charybdis zu entgehen, verfällst du der Scylla. Dieser Vers aus der 1178-82 verfaßten ›Alexandreis‹ (5, 301) des Gualtherus ab Insulis ist einem griechischen Sprichwort bei Apostolius (›Paroemiogr. Graeci‹ 16, 49) nachgebildet, das auf die Odyssee zurückgeht. Vergleiche auch englisch ›in trying to avoid Charybdis to drift into Scylla‹.
   Die Wendung Zwischen Scylla und Charybdis sein bedeutet dagegen: sich zwischen zwei gleich großen Gefahren oder Unannehmlichkeiten befinden, in auswegloser Lage seln.
   Alle diese Redensarten beziehen sich auf die ›Odyssee‹ XII, 85-110, in der Homer als erster die Gefahren in der Straße von Messina schilderte. Die Scylla, eine gefährliche Klippe, galt in der griechischen Sage als Seeungeheuer mit sechs Köpfen und zwölf Füßen, das die Seeleute von den Schiffen riß. Ihr gegenüber befindet sich die Charybdis, ein verderbenbringender Meeresstrudel, den man sich als Riesin dachte.

• WASER: Skylla und Charybdis in der Literatur und Kunst der Griechen und Römer (Diss. Zürich 1894); K. REINHARDT: Von Werken und Formen (Godesberg 1948), S. 70; Bachmann.
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