Redensarten Lexikon
Schwindsucht
Sich die Schwindsucht an den Hals ärgern: sich sehr ärgern, sich selbst krank machen vor lauter Ärger und Unannehmlichkeiten. Lessing gebraucht die Wendung 1748 literarisch im ›Misogyn‹ (1, 6): »Ich fürchte, daß ich mir noch die Schwindsucht über dein Plaudern an den Hals ärgern werde«.    Die Schwindsucht im Gehirn haben: ein Schwachkopf sein, den Anschein erwecken, als würde das Gehirn ständig abnehmen. In dieser Redensart ist bereits eine Übertragung der Krankheit auf einen Bereich erfolgt, dem sie nicht zu schaden vermag.
   Die Schwindsucht im Beutel (Geldbeutel) haben: ständig sein Geld vertun, nie lange Geld bei sich halten können, ohne Mittel sein. Die Redensart ist schon 1678 in Kramers ›Dictionarium‹ verzeichnet. Ähnlich sagt man dafür heute auch noch: Mein Beutel (mein Portemonnaie) hat die Schwindsucht: er leert sich zusehends. Scherzhaft wird dabei dem Beutel die Schuld an dem Geldmangel gegeben. Vergleiche französisch ›avoir le diable dans sa bourse‹. Abraham a Sancta Clara gebraucht diese und ähnliche Wendungen in seinen Werken oft, z.B.: »Wann der Beutel die Schwindsucht bekommt« (›Judas‹ III, 551, V, 84). »Sein Brod-Korb hatte stets die Schwindsucht« (›Lauber-Hütt‹ I, 177).
• R. HESSKY. ›Ich habe die Schwindsucht im Geldbeutel‹ – zur synchronischen Motiviertheit von Phraseologismen, in: Germanistisches Jahrbuch DDR-UVR (Budapest 1982), S. 51-57.
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