Redensarten Lexikon
Schwede
Ein alter Schwede sein: ein Schlaumeier, ein gerissener Kerl sein. In Berlin wird der Ausdruck ›alter Schwede‹ als gemütliche und scherzhafte Anrede verwendet für einen guten Bekannten, der zu leben versteht, seinen Vorteil wahrnimmt und sich überall mit Witz und Pfiffigkeit durchsetzen kann. Heinrich v. Treitschke gab im Sommer 1879 anläßlich einer Vorlesung über die Geschichte des preußischen Staates an der Berliner Universität eine Erklärung der häufigen Redensart: nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges habe der Große Kurfürst bewährte und erfahrene alte schwedische Soldaten für sein Heer als Ausbilder anwerben lassen. Weil sie sich besonders gut auf ›fürtrefflichen Drill‹ verstanden, wurden sie meistens als Unteroffiziere eingestellt. In der Soldatensprache wurden diese schwedischen Korporale kurzweg ›die alten Schweden‹ genannt. Diese Bezeichnung wurde dann allgemein gebräuchlich (Büchmann). Auch von der Studentensprache ist der Ausdruck hergeleitet worden. In der schwedischen Zeitung ›Sörda Skäne‹ vom 7. August 1915 gab E. Gleye folgende Erklärung: unter einem ›ollen Schwiet‹ verstanden die Dorpater Studenten in Anlehnung an das aus dem Französischen abgeleitete Wort ›suitier‹ einen studentischen Draufgänger, der die Ungebundenheit des akademischen Lebens über ein erfolgreiches Studium stellte. Im 18. Jahrhundert bedeutete ›suite‹ einen Studentenstreich. Durch volkstümliche Umdeutung und Weiterbildung des burschikosen Ausdrucks ›Alter Schwietjeh‹ ist möglicherweise ›Alter Schwede‹ entstanden. ›Du kleiner Schwede!‹ gilt im Obersächsischen auch als gutmütiges Scheltwort für kleine Kinder.    Schwede ist in manchen Gegenden Deutschlands auch zum Scheltwort geworden in Erinnerung an die Verheerungen durch schwedische Truppen im Dreißigjährigen Kriege und die grausamen Mißhandlungen von Wehrlosen durch schwedische Soldaten. Die Schweden kommen! heißt es noch heute in Sachsen und Bayern bei nahender Gefahr. Einem den Schweden wünschen: einem größtes Unglück wünschen. Eine verbreitete Verwünschungs- und Fluchformel heißt: Daß dich der Schwede! Sie wird auch mundartlich gebraucht, z.B. ostfriesisch ›Dat du den Sweden kriegst!‹
   Schwedische Gardinen Gardine.
   Das (den) haben die Schweden liegen gelassen: es ist etwas, das nichts taugt oder das zu schwer zum Fortbringen ist, sonst hätten es sicher die plündernden Schweden mitgenommen. Die besonders im Bergischen und am Rhein bekannte Redensart hat ebenfalls ihren Ursprung im Dreißigjährigen Kriege und erinnert an die Verwüstungen, die die Schweden mit den verbündeten Franzosen in Deutschland nach dem Tode Gustav Adolfs angerichtet haben. Wenn sie einen Ort heimgesucht hatten, waren meist nur noch Steine liegengeblieben, weil alles niedergebrannt und ausgeraubt worden war. Fragte man nach einem auffälligen Felsblock, war deshalb die scherzhafte Antwort in späterer Zeit: ›Den haben die Schweden liegen gelassen‹. Da die Findlinge Norddeutschlands in der Eiszeit tatsächlich vom Inlandeis aus dem Norden mitgebracht wurden, ist vielleicht die Kenntnis dieser Tatsache mit der Erinnerung an die Schweden selbst, von denen man seit dem großen Krieg nichts Gutes erwartete, in der Redensart verbunden worden, die nun einen scherzhaften Sinn als Antwort auf eine törichte Frage erhalten hat.

• H. KÜPPER: Alter Schwede, in: Muttersprache 52 (1937), S. 380-383.
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