Redensarten Lexikon
Schwamm
Schwamm drüber!: Nichts mehr davon! Es sei vergeben und vergessen, eigentlich: die mit Kreide auf dem schwarzen Brett angeschriebene Zechschuld sei ausgelöscht. Der Malerdichter Karl Stauffer-Bern bezeichnete den Ausruf im Mai 1883 als »neueste Berliner Redensart«. Sie wurde durch den Bühnenerfolg von Millöckers Operette ›Der Bettelstudent‹ von 1882, deren Text F. Zell schrieb, in ganz Deutschland verbreitet. Das Bild war aber schon vorher bekannt. So heißt es z.B. bei Goethe: »mit dem Schwamm über alles hinzufahren, was bisher auf die Tafel der Menschheit verzeichnet worden war« (Ausgabe letzter Hand, Bd. 53, S. 64). Einen Schwamm im Magen haben: viel trinken können, da angeblich ein Schwamm die Flüssigkeit aufsaugt. Vergleiche niederländisch ›Hij heeft eene spons in zijne keel‹; französisch ›Il a l'estomac comme une éponge‹.    Er kann sich mit dem Schwamm frisieren: er ist kahlköpfig. Die junge berlinerische Redensart verspottet durch einen sprachlichen Scherz den Glatzköpfigen.
   Es ist ein wahrer Schwamm von einem Menschen: der Einfältige und Leichtgläubige wurde schon in altrömischer Zeit damit charakterisiert. Heute hat die Redensart auch die noch negativeren Bedeutungen eines Menschen, der wie ein Schwamm weich, kraftlos und zerbrechlich ist, und daher leicht zu beeinflussen, aber auch schwer zu fassen ist. Als ›der ganze Schwamm‹ werden im Obersächsischen verächtlich wertloser Vorrat, nicht mehr benötigte Waren und veraltete Gegenstände bezeichnet
   In die Schwämme gehen (kommen): verlorengehen. Die Redensart ist eine landschaftliche Nebenform zu ›In die Pilze gehen‹ ( Pilz, Binse).
   ›Da kann man ja die Schwämmchen kriegen!‹, der obersächsische Ausruf des Ärgers und besonders der Ungeduld leitet sich von der Kinderkrankheit ›Schwämmchen‹ = Mundfäule her.
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