Redensarten Lexikon
Schritt
Er macht Schritte wie der Breslauer Tod: er macht ungeheuer große Schritte. Die Redensart bewahrt die Erinnerung an eine gräßliche Erscheinung vor Ausbruch der Pest, von der schlesische Sagen berichten: um Mitternacht sei der Tod als ungeheuer großes Knochengerippe mit zwei Schritten über die Stadt Breslau hinweggeschritten. Er hat den großen Schritt getan: er ist gestorben, eine euphemistische Umschreibung, die auf der Vorstellung beruht, daß der Weg ins Jenseits sehr weit sei. Vergleiche niederländisch ›Hij heeft den grooten stap gedaan‹.
Es war nur ein Schritt zum Tode: die Gefahr, der Tod war sehr nahe, er kam plötzlich und völlig unerwartet. Die Redensart ist biblischer Herkunft. In seiner Furcht vor der ständigen Bedrohung seines Lebens durch Saul sagt David zu seinem Freund Jonathan, der nicht daran glauben will, daß sein Vater David nach dem Leben trachtet: »Es ist nur ein Schritt zwischen mir und dem Tode« (1 Sam 20, 3). Vergleiche auch niederländisch ›Het was maar eene schrede van den dood‹.
Ähnlich Es ist oft nur ein Schritt: Leben und Tod, Glück und Unglück, Mitleid und Liebe, Erhabenheit und Lächerlichkeit liegen dicht nebeneinander. Napoleon I. machte diese Feststellung auf seiner Flucht aus Rußland mehrmals und sagte im Dez. 1812 zu seinem Gesandten de Pradt in Warschau: »Du sublime au ridicule il n'y a qu'un pas« (= Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt). Er gab damit einem oft ausgesprochenen Gedanken die bleibende Form.
Einen Schritt vom Wege tun: unmoralisch, ungesetzlich handeln, sich außerhalb der geltenden gesellschaftlichen Regeln stellen, ›Vom Pfade der Tugend abirren‹. ›Ein Schritt vom Wege‹ war der Titel eines 1873 erschienenen Lustspiels von Ernst Wichert, auch Theodor Fontanes Roman ›Effi Briest‹ wurde 1939 unter dieser neuen und vielversprechenden Bezeichnung verfilmt. Vergleiche französisch ›S'écarter du droit chemin‹.
Den entscheidenden Schritt wagen: etwas unternehmen, was zwar Gefahren in sich birgt, aber für die bessere Gestaltung der Zukunft unerläßlich ist; vgl. französisch ›faire le pas décisif‹.
Den ersten Schritt tun: den Anfang machen, nach unangenehmen Auseinandersetzungen sich überwinden und den anderen versöhnlich entgegenkommen; vgl. französisch ›faire le premier pas‹.
Einen Schritt in die richtige Richtung tun: erste Anzeichen dafür geben, daß man die Problematik einer Sache erkannt hat und sie richtig lösen will; heute im Zeichen der Entspannung besonders häufig in der Sprache der Politik, um Verbündete oder auch Gegner zu loben und zu ermutigen, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Etwas einen (guten) Schritt weiterbringen: einen Teilerfolg erzielen, eine Angelegenheit fördern.
Den zweiten Schritt vor dem ersten tun: nicht folgerichtig vorgehen, eine Sache falsch beginnen, Zeit und Mühe am Anfang sparen wollen und dadurch jede Aussicht auf Erfolg verlieren.
Schritt halten mit jemandem (etwas): nicht hinter jemandem zurückstehen, ihm in seiner Leistung ebenbürtig sein, in gleicher Weise vorankommen, im Tempo seiner Entwicklung sich anderen angleichen, aber auch: den Fortschritt, die laufenden Veränderungen verfolgen und auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse sein.
Einen aus dem Schritte bringen: ihn aus der Fassung bringen, eigentlich ihn stören, so daß er aus dem Gleichschritt mit anderen kommt.
Jeden Schritt zählen: sich gemessen und würdevoll verhalten, sich ja nichts vergeben und etwas zuviel tun. Die Redensart erinnert an die alte Hofetikette, die dem Fürsten oder Würdenträger genau vorschrieb, wie viele Schritte er seinem Besuch zur Begrüßung entgegengehen durfte. Die Anzahl der Schritte war dabei genau nach dem Rang des Besuchers und des Empfangenden abgestuft; vgl. französisch ›a pas comptés‹.
Große Schritte machen: das natürliche, durch das Gesetz bestimmte Maß überschreiten. Vergleiche die ähnliche Wendung ›Ausschreitungen begehen‹.
Einen guten (langen) Schritt am Leibe haben: sehr schnell gehen.
Kurze Schritte machen: kleinlaut werden, vgl. ›Kleine Brötchen backen‹ und lateinisch ›gradum formicinum movere‹.
Sich jemanden drei Schritt vom Leibe halten: jemanden nicht zu nahe an sich herankommen lassen, nicht zu vertraut mit ihm werden wollen; vgl. französisch ›tenir quelqu'un à distance‹.
Die Wendung begegnet häufig als Aufforderung: Bleib mir drei Schritt vom Leibe!: Faß mich nicht an! Komm mir nur nicht zu nahe!
Sich alle weiteren Schritte vorbehalten: die nötigen Maßnahmen zur rechten Zeit treffen, es offenlassen, ob man etwas gesetzlich verfolgen lassen will, ob man jemandem die Stellung kündigen muß.
Andere Schritte unternehmen müssen: schärfere Maßnahmen treffen, die den gewünschten Erfolg bringen.
Einen Schritt vor und zwei zurück gehen: so tun, als sei man mutig entschlossen, aber dann doch im entscheidenden Moment zurückweichen. Vergleiche die ⇨ Echternacher Springprozession.
Etwas Schritt für Schritt tun: ganz allmählich und vorsichtig, aber immer mehr und mehr vorankommen. Vergleiche die Wendung ›Langsam, aber sicher‹; vgl. französisch ›pas à pas‹. Jemanden auf Schritt und Tritt verfolgen: ihm überallhin nachgehen, ihn nicht aus den Augen lassen. Die endreimende, formelhafte Wendung meint eigentlich: jemandem auf seiner Spur folgen und immer einen Schritt tun, wenn der andere einen gemacht hat. Vergleiche die ähnliche Redensart ›In jemandes Fußstapfen treten‹; vgl. französisch ›être sur les talons de quelqu'un‹.
Es war nur ein Schritt zum Tode: die Gefahr, der Tod war sehr nahe, er kam plötzlich und völlig unerwartet. Die Redensart ist biblischer Herkunft. In seiner Furcht vor der ständigen Bedrohung seines Lebens durch Saul sagt David zu seinem Freund Jonathan, der nicht daran glauben will, daß sein Vater David nach dem Leben trachtet: »Es ist nur ein Schritt zwischen mir und dem Tode« (1 Sam 20, 3). Vergleiche auch niederländisch ›Het was maar eene schrede van den dood‹.
Ähnlich Es ist oft nur ein Schritt: Leben und Tod, Glück und Unglück, Mitleid und Liebe, Erhabenheit und Lächerlichkeit liegen dicht nebeneinander. Napoleon I. machte diese Feststellung auf seiner Flucht aus Rußland mehrmals und sagte im Dez. 1812 zu seinem Gesandten de Pradt in Warschau: »Du sublime au ridicule il n'y a qu'un pas« (= Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt). Er gab damit einem oft ausgesprochenen Gedanken die bleibende Form.
Einen Schritt vom Wege tun: unmoralisch, ungesetzlich handeln, sich außerhalb der geltenden gesellschaftlichen Regeln stellen, ›Vom Pfade der Tugend abirren‹. ›Ein Schritt vom Wege‹ war der Titel eines 1873 erschienenen Lustspiels von Ernst Wichert, auch Theodor Fontanes Roman ›Effi Briest‹ wurde 1939 unter dieser neuen und vielversprechenden Bezeichnung verfilmt. Vergleiche französisch ›S'écarter du droit chemin‹.
Den entscheidenden Schritt wagen: etwas unternehmen, was zwar Gefahren in sich birgt, aber für die bessere Gestaltung der Zukunft unerläßlich ist; vgl. französisch ›faire le pas décisif‹.
Den ersten Schritt tun: den Anfang machen, nach unangenehmen Auseinandersetzungen sich überwinden und den anderen versöhnlich entgegenkommen; vgl. französisch ›faire le premier pas‹.
Einen Schritt in die richtige Richtung tun: erste Anzeichen dafür geben, daß man die Problematik einer Sache erkannt hat und sie richtig lösen will; heute im Zeichen der Entspannung besonders häufig in der Sprache der Politik, um Verbündete oder auch Gegner zu loben und zu ermutigen, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen. Etwas einen (guten) Schritt weiterbringen: einen Teilerfolg erzielen, eine Angelegenheit fördern.
Den zweiten Schritt vor dem ersten tun: nicht folgerichtig vorgehen, eine Sache falsch beginnen, Zeit und Mühe am Anfang sparen wollen und dadurch jede Aussicht auf Erfolg verlieren.
Schritt halten mit jemandem (etwas): nicht hinter jemandem zurückstehen, ihm in seiner Leistung ebenbürtig sein, in gleicher Weise vorankommen, im Tempo seiner Entwicklung sich anderen angleichen, aber auch: den Fortschritt, die laufenden Veränderungen verfolgen und auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse sein.
Einen aus dem Schritte bringen: ihn aus der Fassung bringen, eigentlich ihn stören, so daß er aus dem Gleichschritt mit anderen kommt.
Jeden Schritt zählen: sich gemessen und würdevoll verhalten, sich ja nichts vergeben und etwas zuviel tun. Die Redensart erinnert an die alte Hofetikette, die dem Fürsten oder Würdenträger genau vorschrieb, wie viele Schritte er seinem Besuch zur Begrüßung entgegengehen durfte. Die Anzahl der Schritte war dabei genau nach dem Rang des Besuchers und des Empfangenden abgestuft; vgl. französisch ›a pas comptés‹.
Große Schritte machen: das natürliche, durch das Gesetz bestimmte Maß überschreiten. Vergleiche die ähnliche Wendung ›Ausschreitungen begehen‹.
Einen guten (langen) Schritt am Leibe haben: sehr schnell gehen.
Kurze Schritte machen: kleinlaut werden, vgl. ›Kleine Brötchen backen‹ und lateinisch ›gradum formicinum movere‹.
Sich jemanden drei Schritt vom Leibe halten: jemanden nicht zu nahe an sich herankommen lassen, nicht zu vertraut mit ihm werden wollen; vgl. französisch ›tenir quelqu'un à distance‹.
Die Wendung begegnet häufig als Aufforderung: Bleib mir drei Schritt vom Leibe!: Faß mich nicht an! Komm mir nur nicht zu nahe!
Sich alle weiteren Schritte vorbehalten: die nötigen Maßnahmen zur rechten Zeit treffen, es offenlassen, ob man etwas gesetzlich verfolgen lassen will, ob man jemandem die Stellung kündigen muß.
Andere Schritte unternehmen müssen: schärfere Maßnahmen treffen, die den gewünschten Erfolg bringen.
Einen Schritt vor und zwei zurück gehen: so tun, als sei man mutig entschlossen, aber dann doch im entscheidenden Moment zurückweichen. Vergleiche die ⇨ Echternacher Springprozession.
Etwas Schritt für Schritt tun: ganz allmählich und vorsichtig, aber immer mehr und mehr vorankommen. Vergleiche die Wendung ›Langsam, aber sicher‹; vgl. französisch ›pas à pas‹. Jemanden auf Schritt und Tritt verfolgen: ihm überallhin nachgehen, ihn nicht aus den Augen lassen. Die endreimende, formelhafte Wendung meint eigentlich: jemandem auf seiner Spur folgen und immer einen Schritt tun, wenn der andere einen gemacht hat. Vergleiche die ähnliche Redensart ›In jemandes Fußstapfen treten‹; vgl. französisch ›être sur les talons de quelqu'un‹.