Redensarten Lexikon
Schornsteinfeger
(Kaminfeger, Rauchfangkehrer, Essenkehrer). Die Figur des Schornsteinfegers wird in redensartlichen Vergleichen wie ›Schwarz wie der Schornsteinfeger‹ oder ›Ein Gesicht wie ein Schornsteinfeger machen‹, d.h. ein finsteres Gesicht machen, gebraucht. Die Begegnung mit einem Schornsteinfeger (Angang) gilt allgemein als gutes Vorzeichen. Der Grund, daß der Schornsteinfeger einen günstigen Angang abgibt, liegt vor allem in seiner auffallenden Erscheinung und Berufstracht. Eine weitere Begründung mag damit zusammenhängen, daß früher die Schornsteinfegergesellen zu Neujahr die Jahresrechnung in den Häusern einkassierten und unter Glückwünschen Gaben für sich sammelten. Sie überreichten dafür bis in die jüngste Zeit ein Kalenderblatt, das einen Glückwunsch enthielt. So waren die Schornsteinfeger die ersten Neujahrsgratulanten.    Wegen seines geschwärzten Äußeren wird der Schornsteinfeger aber auch ›Der Schwarze‹ geheißen; in dieser Bezeichnung fungiert er als Kinderschreck oder wird sogar mit dem Teufel gleichgesetzt. Dann gilt sein Anblick entsprechend als Unglück bringend. So sagt man z.B. im Frankfurter Raum: ›Dann wann der erschte Mensch, der em morjens begegne deht, e Schornstääfeger oder e Strohdeckemann oder e alt Frää wär, da hät er an dem Dag Unglück‹ (Frankfurter Wörterbuch 2822). Weiterhin soll es Unglück bedeuten, wenn man einen Schornsteinfeger ohne Leiter von hinten sieht. Der Beruf des Schornsteinfegers hat immer wieder auch Anlaß zu erotischen Anspielungen und Metaphern gegeben, wie in frivolen Schornsteinfegerliedern, z.B.:

   Des Morgens wenn ich früh aufsteh
   und zum Schornsteinfegen geh',
   Dann beschau ich erst vorher
   meinen Besen hin und her ...
   Guten Morgen, dicke Dern,
   laß mich deine Röhre kehren,
   Denn mein Besen ist bereit
   heut zu fegen eng und weit.

Ähnliche Vorstellungen spielen auch im erotischen Schlager der Gegenwart noch eine Rolle, z.B. ›Schornsteinfeger mag ein jeder ...‹.

• F.A. STOETT: Schoornsteenveger zonder leer, in: De Nieuwe Taalgids 29 (1935), S. 119-121; JUNGWIRTH: Artikel ›Kaminfeger‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens IV, Spalte 939-942; H.G. GRIEP: Das Dach in Volkskunst und Volksbrauch (Köln 1983); R.W. BREDNICH: Erotisches Lied, in: Handbuch des Volksliedes I, 605f.
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