Redensarten Lexikon
Scholi
›Mein lieber Scholi!‹ oder auch ›Ja mein Scholi!‹ sagt man zu einem, den man gern leiden mag, der aber doch eher ein Träumer, vielleicht auch ein Narr ist. Diesen ›Scholi‹ hat es wirklich gegeben. Es handelt sich um Ferdinand Joly (1765-1823), den man zu seinen Zeiten den ›ausgejagten Studenten von Salzburg‹ nannte. Er stammte – worauf schon der Name hinweist – aus einer französischen Hugenottenfamilie. Infolge seiner Verwicklung in ein mysteriöses Vorkommnis wird er 1783 von der Salzburger Universität verwiesen. Er stirbt 1823 in Kay bei Tittmonig an der Salzach. Durch Jahrzehnte führte er ein unstetes Vagantenleben: Singend, dichtend und schauspielend hinterläßt er kaum sichtbare Spuren in Gehöften, Dörfern, selten nur in größeren Orten. Die wenigen erhaltenen Spiele, verfaßt in bildhafter Volksprache, dazu etliche Lieder mit Melodien, einige saftige ›Predigten‹ und kuriose Gedankensplitter zeugen von einer höchst eigenwüchsigen Begabung. Sein Onkel war Prior und Stiftsdirektor von Kremsmünster. Er selber war eher ein gesellschaftlicher ›Aussteiger‹, wie man heute sagen würde, ein weiser Narr, ein Hanswurst, dessen Name mit der Geschichte des alpenländischen, insbesondere des Erler Volksschauspiels verbunden ist.• A. HARTMANN: Volksschauspiele in Bayern und Österreich-Ungarn (Leipzig 1880); C. BRESGEN: Der Scholi. Ein Salzburger Student, Vagant und Musikus um 1800 (Wien 1984); DERS.: Das ›Liederbuch‹ des Scholi (Wien 1984).
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