Redensarten Lexikon
Schnippchen
Einem ein Schnippchen schlagen: ihm einen Streich, einen Possen spielen, seinen Plan vereiteln. Ursprünglich bezeichnete die Redensart nur eine gebräuchliche Gebärde, die Geringschätzung oder Spott ausdrücken sollte. Man ließ den 3. oder 4. Finger am Daumen hingleiten und führte einen Schnalzer gegen den anderen aus, indem man dazu nur dachte: Nicht so viel, nicht diesen Knips gebe ich auf dich, auf deine Meinung! So 1604 bei Eyering in ›Proverbiorum Copia‹ (3. Teil, S. 59): »Ich geb nit ein Schnipgin drumb«. Niederdeutsch heißt es im gleichen Sinne auch ›Knippken‹. Bereits 1625 heißt es in Martin Rinckarts Drama ›Bauernkrieg‹:
Er schlug uns all nider ins Gras
Und mir ein knipgen vor die Naß.
Mit einer gewissen Schadenfreude wird in Köln festgestellt: ›Dem han ich e Schnippche jeschlage!‹, ich bin ihm zuvorgekommen, dem habe ich übel mitgespielt, ich habe ihn mit Spott abgewiesen.
Die Bedeutung der 1691 durch Stieler in ›Der Teutschen Sprache Stammbaum‹ (S. 1894) gebuchten Redensart ›einem ein Schnippchen schlagen‹ wird sich so entwickelt haben: Ursprung war das Schnippchenschlagen eine Geste der Nichtachtung; einem Gegner gegenüber angewendet, bedeutete es: Ich fühle mich dir so überlegen, daß ich auf deine Feindschaft nicht viel gebe. Das Bewußtsein, den andern in die Tasche stecken zu können, ihm dies und das antun zu können, macht heute den Hauptinhalt der Redensart aus.
In der Literatur erscheint das Schnippchenschlagen als symbolische Handlung, die sich gegen Gott und Welt richten kann. Bei Iffland (›Mann von Wort‹ V, 5) steht die Aufforderung: »Schlagen Sie der gemeinen Welt ein Schnippchen!« Gottfr. Keller schreibt in seinem Roman ›Grüner Heinrich‹ (Buch II, Kapitel 11): »ich pflege dann höchst vergnügt ein Schnippchen gegen den Himmel zu schlagen und zu rufen: Siehst du, alter Papa! nun bin ich dir doch durchgewischt!« Die geistreichste Verwendung der Redensart findet sich in Goethes ›Faust‹, wo im Maskenball (II, I; V. 5582ff.) der Knabe Lenker, die Poesie, Schnippchen schlägt: »Hier seht mich nur ein Schnippchen schlagen«.
Einem ein Schnippchen schlagen. Detail aus:›1 Fräulein und 2 Dutzend Männer kauft man hier für 6 Pf.‹. Neuruppiner Bilderbogen, Nr. 2269, aus: S. und K.S. 77.
Einem ein Schnippchen schlagen: ihm einen Streich, einen Possen spielen, seinen Plan vereiteln. Ursprünglich bezeichnete die Redensart nur eine gebräuchliche Gebärde, die Geringschätzung oder Spott ausdrücken sollte. Man ließ den 3. oder 4. Finger am Daumen hingleiten und führte einen Schnalzer gegen den anderen aus, indem man dazu nur dachte: Nicht so viel, nicht diesen Knips gebe ich auf dich, auf deine Meinung! So 1604 bei Eyering in ›Proverbiorum Copia‹ (3. Teil, S. 59): »Ich geb nit ein Schnipgin drumb«. Niederdeutsch heißt es im gleichen Sinne auch ›Knippken‹. Bereits 1625 heißt es in Martin Rinckarts Drama ›Bauernkrieg‹:
Er schlug uns all nider ins Gras
Und mir ein knipgen vor die Naß.
Mit einer gewissen Schadenfreude wird in Köln festgestellt: ›Dem han ich e Schnippche jeschlage!‹, ich bin ihm zuvorgekommen, dem habe ich übel mitgespielt, ich habe ihn mit Spott abgewiesen.
Die Bedeutung der 1691 durch Stieler in ›Der Teutschen Sprache Stammbaum‹ (S. 1894) gebuchten Redensart ›einem ein Schnippchen schlagen‹ wird sich so entwickelt haben: Ursprung war das Schnippchenschlagen eine Geste der Nichtachtung; einem Gegner gegenüber angewendet, bedeutete es: Ich fühle mich dir so überlegen, daß ich auf deine Feindschaft nicht viel gebe. Das Bewußtsein, den andern in die Tasche stecken zu können, ihm dies und das antun zu können, macht heute den Hauptinhalt der Redensart aus.
In der Literatur erscheint das Schnippchenschlagen als symbolische Handlung, die sich gegen Gott und Welt richten kann. Bei Iffland (›Mann von Wort‹ V, 5) steht die Aufforderung: »Schlagen Sie der gemeinen Welt ein Schnippchen!« Gottfr. Keller schreibt in seinem Roman ›Grüner Heinrich‹ (Buch II, Kapitel 11): »ich pflege dann höchst vergnügt ein Schnippchen gegen den Himmel zu schlagen und zu rufen: Siehst du, alter Papa! nun bin ich dir doch durchgewischt!« Die geistreichste Verwendung der Redensart findet sich in Goethes ›Faust‹, wo im Maskenball (II, I; V. 5582ff.) der Knabe Lenker, die Poesie, Schnippchen schlägt: »Hier seht mich nur ein Schnippchen schlagen«.
Einem ein Schnippchen schlagen. Detail aus:›1 Fräulein und 2 Dutzend Männer kauft man hier für 6 Pf.‹. Neuruppiner Bilderbogen, Nr. 2269, aus: S. und K.S. 77.