Redensarten Lexikon
Schneesieber
Als Schneesieber wird obersächsisch und schlesisch ein besonders langsamer und ungeschickter Mensch bezeichnet, ein Bummler (preußisch). In der Begrüßung Na, alter Schneesieber! spiegelt sich die alte Vorstellung, die in den Kreis der Sagen von der Altweibermühle gehört: man glaubte, daß Unverheiratete im Himmel Schnee sieben müßten, wenn sie gestorben waren. Deshalb gilt dieser Gruß vor allem ledigen Burschen und Männern.
   Wer freiled'g bleibt, muß im Himmel
   Mit'n alten Mädeln Schnee sieben,

heißt es auch in Nordböhmen (Tieze, Unse liebe Hejmt 1, 38). In ähnlichem Sinne nennt man in Schlesien einen alten Mann, der noch heiraten will, ebenfalls spöttisch einen alten Schneesieber. Schon 1652 verwendet der schlesische Dichter Wenzel Scherffer (Geistliche und Weltliche Gedichte, S. 567) ›Schnee sieben‹ als überflüssige Beschäftigung alter Junggesellen:

   Müßt' ich dann anstat zu lieben
   Helffen dort den Schnee durchsieben.
   (Denn das soll die Arbeit seyn
   Alter Bursche, die nicht freyn!).
• F. SARASIN: Die Anschauungen der Völker über Ehe und Junggesellentum (Basel 1934).
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