Redensarten Lexikon
Schnalle
Keiner Schnalle achten: nichts darauf geben, sich nicht darum kümmern (scheren). Die Redensart war früher sehr häufig. In mittelhochdeutscher Zeit hatten ›der schnall‹ und ›die schnalle‹ die Bedeutung von ⇨ Schnippchen. ›Schnall‹ war das schallnachahmende Wort für die schnippende Bewegung der Finger. Das bei dieser geringschätzigen Geste entstehende Geräusch wurde zur formelhaften Bezeichnung eines nichtigen Dinges. Mehrfach ist der Ausdruck literarisch bezeugt, z.B. heißt es in Rollenhagens ›Froschmeuseler‹ (D5a):
so acht ich doch das pochen all,
nicht umb einen vergebnen schnall,
ähnlich bei ›Eulenspiegel‹ (XXXI): »Ich geb vmb euch all nicht ein schnall«.
Im Zusammenhang mit der Mode, an Schuhen Schnallen zu tragen, steht die Wendung Er geht über die Schnalle: er geht mit nach innen gekehrten Fußspitzen, ›Er geht über den Onkel‹.
Von dem Verb ›schnallen‹ (schnellen) = foppen, prellen, betrügen entwickelte sich die Bedeutung von Schnalle zu: lustiger Einfall, Possen, Lügenmärchen. Das erklärt die folgenden Redensarten: Einem eine Schnalle anbinden: ihn belügen (vgl. ›Jemandem einen Bären auf binden‹; ⇨ Bär), und Schnallen machen: einem etwas weismachen. Die Feststellung Das ist eine Schnalle ist doppeldeutig, sie kann eine Lüge, aber auch ein liederliches Weib meinen. Schnalle war in älterer Sprache auch die Bezeichnung für Schnabel, Maul, besonders für das Weibermaul. Hans Sachs gebrauchte das Wort in diesem Sinne (Werke V, 349e): »west ichs, ich geb jm eins auff dschnallen«.
Außerdem hieß in der Jägersprache das weibliche Geschlechtsteil der Wölfin und Füchsin Schnalle, und die Gaunersprache verwendet heute noch das Wort im Sinne von ›vulva‹. Die Übertragung erfolgte pars pro toto auf die Frau überhaupt, um sie negativ zu kennzeichnen. Eine alte Schnalle sein bedeutet demnach: eine alte Frau, eine liederliche Hure sein. Noch in der Gegenwart wird ein unansehnliches Mädchen eine Vergammelte Schnalle genannt. In diesen Zusammenhang gehört auch die Wendung Auf den Schnallenritt (das Schnallenrennen) gehen: auf den ⇨ Strich gehen.
Ganz andere Bedeutung hat dagegen die österreichische Redensart ›Schnallendrücken gewesen sein‹, die gebraucht wird, wenn jemand auffallend viel Kleingeld besitzt. Hinter ihr verbirgt sich die scherzhafte Annahme, daß das Geld vom Betteln an vielen Haustüren stamme, weil mit Schnalle auch die Türklinke gemeint sein kann. Ähnlich kennzeichnet die bairische Wendung ›Er ist ein Schnallendrücker‹ den Schmeichler, dessen Worte genauso geringgeachtet werden wie der schnallende Laut der Türklinke oder des Schlosses.
Keiner Schnalle achten: nichts darauf geben, sich nicht darum kümmern (scheren). Die Redensart war früher sehr häufig. In mittelhochdeutscher Zeit hatten ›der schnall‹ und ›die schnalle‹ die Bedeutung von ⇨ Schnippchen. ›Schnall‹ war das schallnachahmende Wort für die schnippende Bewegung der Finger. Das bei dieser geringschätzigen Geste entstehende Geräusch wurde zur formelhaften Bezeichnung eines nichtigen Dinges. Mehrfach ist der Ausdruck literarisch bezeugt, z.B. heißt es in Rollenhagens ›Froschmeuseler‹ (D5a):
so acht ich doch das pochen all,
nicht umb einen vergebnen schnall,
ähnlich bei ›Eulenspiegel‹ (XXXI): »Ich geb vmb euch all nicht ein schnall«.
Im Zusammenhang mit der Mode, an Schuhen Schnallen zu tragen, steht die Wendung Er geht über die Schnalle: er geht mit nach innen gekehrten Fußspitzen, ›Er geht über den Onkel‹.
Von dem Verb ›schnallen‹ (schnellen) = foppen, prellen, betrügen entwickelte sich die Bedeutung von Schnalle zu: lustiger Einfall, Possen, Lügenmärchen. Das erklärt die folgenden Redensarten: Einem eine Schnalle anbinden: ihn belügen (vgl. ›Jemandem einen Bären auf binden‹; ⇨ Bär), und Schnallen machen: einem etwas weismachen. Die Feststellung Das ist eine Schnalle ist doppeldeutig, sie kann eine Lüge, aber auch ein liederliches Weib meinen. Schnalle war in älterer Sprache auch die Bezeichnung für Schnabel, Maul, besonders für das Weibermaul. Hans Sachs gebrauchte das Wort in diesem Sinne (Werke V, 349e): »west ichs, ich geb jm eins auff dschnallen«.
Außerdem hieß in der Jägersprache das weibliche Geschlechtsteil der Wölfin und Füchsin Schnalle, und die Gaunersprache verwendet heute noch das Wort im Sinne von ›vulva‹. Die Übertragung erfolgte pars pro toto auf die Frau überhaupt, um sie negativ zu kennzeichnen. Eine alte Schnalle sein bedeutet demnach: eine alte Frau, eine liederliche Hure sein. Noch in der Gegenwart wird ein unansehnliches Mädchen eine Vergammelte Schnalle genannt. In diesen Zusammenhang gehört auch die Wendung Auf den Schnallenritt (das Schnallenrennen) gehen: auf den ⇨ Strich gehen.
Ganz andere Bedeutung hat dagegen die österreichische Redensart ›Schnallendrücken gewesen sein‹, die gebraucht wird, wenn jemand auffallend viel Kleingeld besitzt. Hinter ihr verbirgt sich die scherzhafte Annahme, daß das Geld vom Betteln an vielen Haustüren stamme, weil mit Schnalle auch die Türklinke gemeint sein kann. Ähnlich kennzeichnet die bairische Wendung ›Er ist ein Schnallendrücker‹ den Schmeichler, dessen Worte genauso geringgeachtet werden wie der schnallende Laut der Türklinke oder des Schlosses.