Redensarten Lexikon
Schmiere
Schmiere stehen Wache halten, bei Diebstahl und anderen Vergehen und Verbrechen aufpassen, damit die Täter nicht überrascht und von der Polizei gefaßt werden.    Schmiere ist ein Ausdruck der Gaunersprache. Das Wort leitet sich von hebräisch ›sim'rah‹ = Wache ab. In ursprünglich positiver Bedeutung geht die Wendung auf Ps 121, 4 zurück: »Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht«. Der Herr Israels steht also in gutem Sinne ›Schmiere‹, indem er über die Menschen wacht und sie behütet.
   Über neuhebräisch ›semîra‹ = Bewachung gelangte der Ausdruck verändert zu ›Schmehre‹ in das Rotwelsche, wo er seit 1714 bezeugt ist: »stehet wohl auf der Schmehre, denn also hätten sie die Wache geheißen« (Kluge, Rotwelsch, 1901, I, 177). Als nach der Übernahme in die Umgangssprache die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr bekannt war, wurde Schmiere mit ›schmieren‹ in Zusammenhang gebracht und die Redensart später sogar zu ›Butter (Käse) stehen‹ verwandelt.
   In den Wendungen Schmiere kriegen (vgl. ›Wichse kriegen‹) und Einem Schmiere geben hat Schmiere den Sinn von Prügel, Schlägen. Vgl. niederländisch ›iemand smeer geven‹ und englisch ›to give a person palmoil‹.
   ›Das ist eine Schmiere, die auf alle Stiefeln paßt‹ sagt man in Schlesien von einem charakterlosen Menschen, der sich zu allem gebrauchen und mißbrauchen läßt. Diese und die folgende Redensart weisen auf den Zusammenhang mit ›Stiefel‹ und ›Wagenschmiere‹ hin. Tüchtig in der Schmiere sitzen: in großer Verlegenheit, in einer höchst unangenehmen Lage sein.
   Die ganze Schmiere bezahlen müssen: für alles einstehen, aufkommen müssen.
   Bei einer Schmiere beginnen: seine Laufbahn als Schauspieler bei einem Vorstadttheater, einer verachteten Wanderbühne beginnen. Man spricht daher auch von ›Schmierenkomödiant‹, von ›Schmierenschreiber‹ und ›Schmierentheater‹.
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