Redensarten Lexikon
Schmalhans
Da (dort) ist Schmalhans Küchenmeister: dort gibt es wenig zu essen, es gibt schlechte, knapp bemessene Kost. Diese weitverbreitete Redensart wird entweder als Entschuldigung der Armut oder als Tadel des Geizes und der Ungastlichkeit gebraucht und ist bereits seit dem 17. Jahrhundert bezeugt.    Schmalhans als Personifizierung des Hungers ist zuerst 1663 literarisch belegt bei Schupp (Schriften 31). Man glaubte vom Aussehen des Kochs auf die Qualität der Speisen schließen zu können und umgekehrt; bei einem wohlgenährten Küchenmeister erwartete man üppige Mahlzeiten; da, wo man nicht satt zu essen bekam, arbeitete vermutlich ein dünner Koch, ein ›schmaler Hans‹, in der Küche. Der Name ist wahrscheinlich aus einem Scherz mit dem wirklich vorkommenden Familiennamen Schma(h)l entstanden, der mit dem häufigsten Vornamen ›Hans‹ zusammengesetzt wurde, Hans. Vorbild dafür war wohl das nur wenig ältere ›Prahlhans‹. Der neu entstandene Begriff erhielt gleich mehrere Bedeutungen, nämlich Mäßigkeit, Mangel und Hunger. In Grimmelshausens ›Simplicissimus‹ erzählt der Held von sich selbst (I, 212): »So hätte mich auch der Schmalhans (= Hunger) trefflich gequält«. Auch den Begriff ›Hunger als Koch‹ verwendet Grimmelshausen. Im 7. Kap des ›Simplicissimus‹ heißt es:« ... darin war die Armut selbst Hofmeisterin, der Hunger Koch, und der Mangel Küchenmeister«. In einem Volkslied des Dreißigjährigen Krieges (J.W.v. Ditfurth, Nr. 75, Str. 3) wird Tilly verspottet:

   Ein andermal bleib Hannes Schmal
   Und nit so gierig schaue,
   Denn wer zu voll das Maul nimmt wol,
   Hat übel zu verdaue.

In diesem Zusammenhang erscheint die Wendung als Mahnung, künftig bescheidener zu bleiben. Die Umstellung und getrennte Schreibung von ›Hannes Schmal‹, die bis heute in dem mecklenburgischen Sprichwort ›Hans Smâl sett allens bi sick dâl‹ weiterbesteht, machen deutlich, daß die Redensart von dem Familiennamen hergeleitet wurde und erst zur Zeit Grimmelshausens oder später ihre endgültige Fassung erhielt, die überall in Deutschland bekannt ist. Seit 1691 ist der Begriff ›Schmalhans Küchenmeister‹ in breitem Gebrauch (Stieler 766) und greift bald auch auf die Nachbarsprachen über. Im Niederdeutschen und Niederländischen gilt gleichbedeutend ›Schraalhans‹ von ›schraal‹ = mager, dünn. Vgl. auch österreichisch ›In dem Haus ist der Schmalhans Kuchlmaster‹; niederländisch ›Schraalhans is kelder (keuken-)meester‹ und französisch ›Il n'y a ni pain ni pâte au logis -La marmite est renversée dans cette maison‹ (veraltet). Weniger verbreitet sind die Redensarten Hier führt Schmalhans das Zepter und Er muß schmalhansen: er muß sich einschränken, er leidet Not.
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