Redensarten Lexikon
Schlucker
Ein armer Schlucker sein: ein bemitleidenswerter Mensch sein, der so arm ist, daß er sich nicht jeden Tag ein warmes Essen leisten kann, oder der aus Not gezwungen ist, alles zu essen und zu trinken, was man ihm vorsetzt, und dabei schlechte Behandlung erdulden muß. Im 15. Jahrhundert bezeichnete man mit Schlucker den Schlemmer, der sein Gut verpraßte. Die Wendung ›armer Schlucker‹ im Sinne von Schmarotzer gebrauchte zuerst Hans Sachs 1553 in einem Fastnachtsspiel (58, 3) als verächtlich mitleidige Schelte. Vgl. auch niederländisch ›Het is een goede slokker‹. Im Mittelfränkischen tanzen die Bauern einen Dreher zu folgendem Vierzeiler:
Oh ihr arma Bauramadli,
Oh ihr arma Schluckerli:
Müßt ihr nit Kartoffeln fressen
Wie die junge Suckerli (Saugschweine).
Ein ›armer Schlucker‹ ist ein Mensch, der nicht viel zu beißen und daher zu schlucken hat, darüber hinaus überhaupt ein sehr bedürftiger – auch ein geistig bedürftiger – Mensch. Im 16.-18. Jahrhundert sprach man auch von Einem guten Schlucker. Da man in dieser Zeit die Freude der Tafel würdigte und gern selbst genoß, milderte sich das Urteil darüber, so daß ein ›guter Schlucker‹ zwar ein eifriger Trinker, aber ein guter und ehrlicher Kerl war.
Er ist ein guter (armer) Schlucker, er hat Haus und Hof verschluckt: Cholevius (›Programm‹ 19) bemerkt dazu: »Der arme Schlucker (›Sophiens Reise‹ 5, 71 und 6, 478) wäre ein passendes Beispiel zu lucus a non lucendo, wenn er wirklich den Namen davon hätte, daß er das Wohlleben liebt, aber nichts zu schlucken hat. Natürlicher dächte man an einen Armen, der etwa ein ihm dargereichtes Schälchen Grütze gierig hinunterschluckt«.
• H. WALTER: Der arme Schlucker, in: Sprachdienst 18 (1974), S. 134; L. SCHMIDT: Der »arme Schlucker« und seine Konsorten. Zu einigen Wiener Sagen, Legenden und Schwänken, in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 80 (1977), S. 299-301.
Ein armer Schlucker sein: ein bemitleidenswerter Mensch sein, der so arm ist, daß er sich nicht jeden Tag ein warmes Essen leisten kann, oder der aus Not gezwungen ist, alles zu essen und zu trinken, was man ihm vorsetzt, und dabei schlechte Behandlung erdulden muß. Im 15. Jahrhundert bezeichnete man mit Schlucker den Schlemmer, der sein Gut verpraßte. Die Wendung ›armer Schlucker‹ im Sinne von Schmarotzer gebrauchte zuerst Hans Sachs 1553 in einem Fastnachtsspiel (58, 3) als verächtlich mitleidige Schelte. Vgl. auch niederländisch ›Het is een goede slokker‹. Im Mittelfränkischen tanzen die Bauern einen Dreher zu folgendem Vierzeiler:
Oh ihr arma Bauramadli,
Oh ihr arma Schluckerli:
Müßt ihr nit Kartoffeln fressen
Wie die junge Suckerli (Saugschweine).
Ein ›armer Schlucker‹ ist ein Mensch, der nicht viel zu beißen und daher zu schlucken hat, darüber hinaus überhaupt ein sehr bedürftiger – auch ein geistig bedürftiger – Mensch. Im 16.-18. Jahrhundert sprach man auch von Einem guten Schlucker. Da man in dieser Zeit die Freude der Tafel würdigte und gern selbst genoß, milderte sich das Urteil darüber, so daß ein ›guter Schlucker‹ zwar ein eifriger Trinker, aber ein guter und ehrlicher Kerl war.
Er ist ein guter (armer) Schlucker, er hat Haus und Hof verschluckt: Cholevius (›Programm‹ 19) bemerkt dazu: »Der arme Schlucker (›Sophiens Reise‹ 5, 71 und 6, 478) wäre ein passendes Beispiel zu lucus a non lucendo, wenn er wirklich den Namen davon hätte, daß er das Wohlleben liebt, aber nichts zu schlucken hat. Natürlicher dächte man an einen Armen, der etwa ein ihm dargereichtes Schälchen Grütze gierig hinunterschluckt«.
• H. WALTER: Der arme Schlucker, in: Sprachdienst 18 (1974), S. 134; L. SCHMIDT: Der »arme Schlucker« und seine Konsorten. Zu einigen Wiener Sagen, Legenden und Schwänken, in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 80 (1977), S. 299-301.