Redensarten Lexikon
Schlitten
Unter den Schlitten kommen: in elende Verhältnisse geraten, herunterkommen, in schlechter Gesellschaft sein und den sittlichen Halt verlieren. Die Redensart kann aber auch nur bedeuten: ins Hintertreffen geraten, in Nachteil versetzt werden. Die Wendung ›A öss ondern Schlitten g'kumm‹ bezieht sich in Böhmen- Friedland besonders auf das Geschäft und den Charakter. Die Redensart ›unter den Schlitten kommen‹ ist bereits im ›Rollwagenbüchlein‹ (111) vorgebildet: »sein Herz fuhr ihm auf dem Schlitten« (= war übermütig). Befindet es sich auf dem Schlitten, kann es natürlich leicht durch einen Unfall darunter fallen.    Im Schlesischen heißt die Redensart ›hinter den Schlitten kommen‹: in einem Geschäft, einer Angelegenheit übervorteilt werden und deshalb zurückbleiben. Ähnlich in Leipzig: ›von der Pritsche fallen‹, Amt und Stellung verlieren, anderwärts sagt man dafür auch: ›Unter die Räder kommen‹ ( Rad) und, unter die Räder kommen'.
   Die westfälische Redensart ›de Sliye vom Iyse hewwen‹ bedeutet: sein Ziel erreicht haben, sein Vermögen in Sicherheit wissen, vgl. ›Sein Schäfchen im trockenen haben‹, Schaf.
   Mit jemandem Schlitten fahren: ihn grob, rücksichtslos behandeln, ihn gehörig zurechtweisen. Küpper meint, daß sich die junge Redensart auf das Rodeln beziehe, bei dem ein Mitfahrer keine Rücksichtnahme erwarten kann. Vgl. ›Jemandem den Kopf waschen‹, ›Jemandem den Marsch blasen‹.
   Scherzhaft sagt man: Der Hund fährt Schlitten, wenn er auf seinem Hinterteil rutscht, das ihn juckt. Die Schwaben kennen einen humorvollen Vergleich: ›Er fährt Schlitten wie die Bettelleute, mit dem Hintern übers Bett na‹.
   Jemand muß vom Schlitten gehen: jemand muß aus einer Mannschaft, Partei, Gruppe ausscheiden.

• D.R. MOSER: Maskeraden auf Schlitten. Studentische Faschings-Schlittenfahrten im Zeitalter der Aufklärung (München 1988).
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