Redensarten Lexikon
schlecht
Etwas schlecht und recht machen: es einfach, aber richtig machen, schon bei Hiob 1, 1: »derselbe war schlecht und recht, gottesfürchtig und mied das Böse«. In dieser alten Reimformel hat das Wort schlecht noch seine mittelhochdeutsche Bedeutung bewahrt: schlicht, eben, gerade, glatt, richtig. Luther benutzte die Formel ›schlecht und recht‹ in diesem alten Sinne, als er 2 Sam 15, 3 übersetzte: »Siehe, deine Sache ist recht und schlecht; aber du hast keinen, der dich hört, beim König« (ebenso Hiob 2, 3). Ps 25, 21 heißt es: »Schlecht und Recht, das behüte mich; denn ich harre dein«, und Luther übersetzt Lk 3, 5: »Was uneben ist, soll schlechter (d.h. ebener) Weg werden«. In der alten Bedeutung stand schlecht im Gegensatz zu krumm. In zahlreichen Sprüchen des Mittelalters taucht es formelhaft auf, so zum Beispiel auch in Sebastian Brants ›Narrenschiff‹ (19, 46).
Die zung die brucht man jn daz reht,
Durch sie würt krum das vor was slecht.
Das ist ein alter volkstümlicher Reim, der wenig anders schon 1350 in Boners ›Edelstein‹ (VII, 46) steht:
Die valschen Zungen hant daz reht,
Sie machent krump, daz ê was slecht.
Im ›Renner‹ des Hugo von Trimberg (V. 13872) heißt es: »er vert über sleht und über krump«. Von der Bedeutung ›einfach‹, ›bescheiden‹ ausgehend, wandelte sich der Sinn der Worte immer mehr ins Negative. ›Schlecht und recht leben‹ deutete die bescheidenen Verhältnisse an, wie etwa bei Lessing: »Er lebte schlecht und recht, ohn Amt und Gnadengeld, und niemands Herr noch Knecht«.
Wenn wir heute sagen: ›Er schlägt sich schlecht und recht durchs Leben‹, so kommen wir der heutigen Bedeutung von schlecht schon sehr nahe, und bei der Redewendung Mehr schlecht als recht ist schlecht vollends zum Negativum geworden. Als Ersatz für die ursprüngliche Bedeutung von schlecht schuf die Sprache aus dem Zeitwort ›schlichten‹ und dem Abstraktum ›diu slihte‹ ein neues Eigenschaftswort: ›schlicht‹.
• H. PETERS: Das mittelenglische Wortfeld schlecht/böse (Frankfurt/M. 1983).
Etwas schlecht und recht machen: es einfach, aber richtig machen, schon bei Hiob 1, 1: »derselbe war schlecht und recht, gottesfürchtig und mied das Böse«. In dieser alten Reimformel hat das Wort schlecht noch seine mittelhochdeutsche Bedeutung bewahrt: schlicht, eben, gerade, glatt, richtig. Luther benutzte die Formel ›schlecht und recht‹ in diesem alten Sinne, als er 2 Sam 15, 3 übersetzte: »Siehe, deine Sache ist recht und schlecht; aber du hast keinen, der dich hört, beim König« (ebenso Hiob 2, 3). Ps 25, 21 heißt es: »Schlecht und Recht, das behüte mich; denn ich harre dein«, und Luther übersetzt Lk 3, 5: »Was uneben ist, soll schlechter (d.h. ebener) Weg werden«. In der alten Bedeutung stand schlecht im Gegensatz zu krumm. In zahlreichen Sprüchen des Mittelalters taucht es formelhaft auf, so zum Beispiel auch in Sebastian Brants ›Narrenschiff‹ (19, 46).
Die zung die brucht man jn daz reht,
Durch sie würt krum das vor was slecht.
Das ist ein alter volkstümlicher Reim, der wenig anders schon 1350 in Boners ›Edelstein‹ (VII, 46) steht:
Die valschen Zungen hant daz reht,
Sie machent krump, daz ê was slecht.
Im ›Renner‹ des Hugo von Trimberg (V. 13872) heißt es: »er vert über sleht und über krump«. Von der Bedeutung ›einfach‹, ›bescheiden‹ ausgehend, wandelte sich der Sinn der Worte immer mehr ins Negative. ›Schlecht und recht leben‹ deutete die bescheidenen Verhältnisse an, wie etwa bei Lessing: »Er lebte schlecht und recht, ohn Amt und Gnadengeld, und niemands Herr noch Knecht«.
Wenn wir heute sagen: ›Er schlägt sich schlecht und recht durchs Leben‹, so kommen wir der heutigen Bedeutung von schlecht schon sehr nahe, und bei der Redewendung Mehr schlecht als recht ist schlecht vollends zum Negativum geworden. Als Ersatz für die ursprüngliche Bedeutung von schlecht schuf die Sprache aus dem Zeitwort ›schlichten‹ und dem Abstraktum ›diu slihte‹ ein neues Eigenschaftswort: ›schlicht‹.
• H. PETERS: Das mittelenglische Wortfeld schlecht/böse (Frankfurt/M. 1983).