Redensarten Lexikon
Schlaraffenland\(-leben\)
Wie im Schlaraffenland sein (leben): als Müßiggänger im größten Überfluß leben, ein Schlemmerleben führen; vgl. französisch ›vivre comme au pays de Cocagne‹. Die Redensart bezieht sich auf das in Europa allgemein bekannte Märchen vom Lande der Faulenzer (Aarne-Thompson 1930; vgl. Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 158). Von ihm stammen noch die folgenden Wendungen: ›Ein Schlaraffenleben führen‹; ›Sich die gebratenen Tauben in den Mund fliegen lassen‹; ›Warten, bis einem die gebratenen Tauben ins Maul fliegen‹.
Aus dem mittelhochdeutschen ›slur‹ = fauler Mensch entwickelte sich im 14. Jahrhundert das Schimpfwort ›slûr-affe‹ für den üppig und gedankenlos lebenden Müßiggänger. Noch 1494 spricht Sebastian Brant in seinem ›Narrenschiff‹ (Kap. 108) vom »Schluraffenlandt«, während es 1530 bei Hans Sachs (›Fabeln‹ Nr. 6), »Schlaweraffen Landt« und »Schlauraffen landt« lautet:
Ein Gegend heißt Schlauraffenland,
Den faulen Leuten wohlbekannt.
Auch fliegen um (möget ihr glauben)
Gebratne Hühner, Gäns, und Tauben.
Grimmelshausen schildert dieses utopische Land auch im ›Simplicissimus‹ (I, 262): »Und als dann wirds in Teutschland hergehen wie im Schlauraffen-Land, da es lauter Muscateller regnet und die Creutzer-Pastetlein über Nacht wie die Pfifferlinge wachsen! Da werde ich mit beyden Backen fressen müssen wie ein Drescher und Malvasier sauffen, daß mir die Augen übergehen«.
Ins Schlaraffenland gehören: dorthin, wo Faule und Gefräßige erwünscht sind. Der Wendung ›Er wäre gut ins Schlaraffenland, da gibt man einem von der Stunde ein Pfund zu schlafen‹ entspricht im Englischen: ›You'd do well in labberland, where they have half a crown a day for sleeping‹.
Meidet einer gern jede Anstrengung, wird ihm ironisch der Rat gegeben: ›Geh ins Schlaraffenland, wo die gebratenen Tauben ins Maul fliegen‹, auch: ›wo es Pfannkuchen regnet‹, ›wo die Hühner Lobbenkräg tragen‹, ›da man die Leute und die Hunde an die Würste henkt!‹ Die verschiedenen Zusätze zeigen, wie verbreitet die Vorstellungen vom Schlaraffenland sind.
Heinrich Mann nannte einen Roman ›Schlaraffenland‹.
• HANS SACHS: Sämtliche Fabeln und Schwänke, herausgegeben von E. Götze, Bd. I (Halle 1893) S. 8-11, Nr. 4 (1530); F.J. POESCHEL.
Das Märchen vom Schlaraffenlande, in: Paul und Braunes Beiträge 5 (1878), S. 389-427; C. MÜLLER-FRAUREUTH: Die deutschen Lügendichtungen bis auf Münchhausen (Halle 1881, Neudruck Hildesheim 1965); E. SCHMIDT: Charakteristiken, 2. Reihe (Berlin 1901), S. 51-70; J. BOLTE: Bilderbogen des 16. und 17. Jahrhunderts, Nr. 14: Das Schlaraffenland, in: Zeitschrift für Volkskunde 20 (1910), S. 187-193; BOLTE- POLIVKA: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, Bd. III (Leipzig 1918), S. 214-258; E.M. ACKERMANN. Das Schlaraffenland in German Literature and Folksong. Social aspects of an earthly paradise. (Diss. Chicago [III.] 1944); K. LAZAROWICZ: Verkehrte Welt, Vorstudien zu einer Geschichte der deutschen Satire (= Hermaea N.F. 15) (Tübingen 1963); RÖHRICH-BREDNICH: Deutsche Volkslieder, Bd. II (Düsseldorf 1967), S. 488ff.; M. MÜLLER: Das Schlaraffenland. Der Traum von Faulheit und Müßiggang (Wien 1984); W. BIESTERFELD und M.H. HAASE: The Land of Cokaygne, in: Fabula 25 (1984), S. 76-83; D. RICHTER: Schlaraffenland. Geschichte einer populären Phantasie (Köln 1984, Neudruck 1989); P. ASSION: Schlaraffenland schriftlich und mündlich. Zur Wiederkehr von Märchenmotiven, in: L. Röhrich und E. Lindig (Hrsg.): Volksdichtung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Script-Oralia 9 (Tübingen 1989), S. 109-123.
Ein Schlaraffenlandleben führen. ›Schlaraffenland‹ von Pieter Bruegel d.Ä. (Alte Pinakothek, München).
Das schluraffen schiff. Holzschnitt, Brant: Narrenschiff von 1494, zum Kapitel ›Das schluraffen schiff‹.
Aus dem mittelhochdeutschen ›slur‹ = fauler Mensch entwickelte sich im 14. Jahrhundert das Schimpfwort ›slûr-affe‹ für den üppig und gedankenlos lebenden Müßiggänger. Noch 1494 spricht Sebastian Brant in seinem ›Narrenschiff‹ (Kap. 108) vom »Schluraffenlandt«, während es 1530 bei Hans Sachs (›Fabeln‹ Nr. 6), »Schlaweraffen Landt« und »Schlauraffen landt« lautet:
Ein Gegend heißt Schlauraffenland,
Den faulen Leuten wohlbekannt.
Auch fliegen um (möget ihr glauben)
Gebratne Hühner, Gäns, und Tauben.
Grimmelshausen schildert dieses utopische Land auch im ›Simplicissimus‹ (I, 262): »Und als dann wirds in Teutschland hergehen wie im Schlauraffen-Land, da es lauter Muscateller regnet und die Creutzer-Pastetlein über Nacht wie die Pfifferlinge wachsen! Da werde ich mit beyden Backen fressen müssen wie ein Drescher und Malvasier sauffen, daß mir die Augen übergehen«.
Ins Schlaraffenland gehören: dorthin, wo Faule und Gefräßige erwünscht sind. Der Wendung ›Er wäre gut ins Schlaraffenland, da gibt man einem von der Stunde ein Pfund zu schlafen‹ entspricht im Englischen: ›You'd do well in labberland, where they have half a crown a day for sleeping‹.
Meidet einer gern jede Anstrengung, wird ihm ironisch der Rat gegeben: ›Geh ins Schlaraffenland, wo die gebratenen Tauben ins Maul fliegen‹, auch: ›wo es Pfannkuchen regnet‹, ›wo die Hühner Lobbenkräg tragen‹, ›da man die Leute und die Hunde an die Würste henkt!‹ Die verschiedenen Zusätze zeigen, wie verbreitet die Vorstellungen vom Schlaraffenland sind.
Heinrich Mann nannte einen Roman ›Schlaraffenland‹.
• HANS SACHS: Sämtliche Fabeln und Schwänke, herausgegeben von E. Götze, Bd. I (Halle 1893) S. 8-11, Nr. 4 (1530); F.J. POESCHEL.
Das Märchen vom Schlaraffenlande, in: Paul und Braunes Beiträge 5 (1878), S. 389-427; C. MÜLLER-FRAUREUTH: Die deutschen Lügendichtungen bis auf Münchhausen (Halle 1881, Neudruck Hildesheim 1965); E. SCHMIDT: Charakteristiken, 2. Reihe (Berlin 1901), S. 51-70; J. BOLTE: Bilderbogen des 16. und 17. Jahrhunderts, Nr. 14: Das Schlaraffenland, in: Zeitschrift für Volkskunde 20 (1910), S. 187-193; BOLTE- POLIVKA: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, Bd. III (Leipzig 1918), S. 214-258; E.M. ACKERMANN. Das Schlaraffenland in German Literature and Folksong. Social aspects of an earthly paradise. (Diss. Chicago [III.] 1944); K. LAZAROWICZ: Verkehrte Welt, Vorstudien zu einer Geschichte der deutschen Satire (= Hermaea N.F. 15) (Tübingen 1963); RÖHRICH-BREDNICH: Deutsche Volkslieder, Bd. II (Düsseldorf 1967), S. 488ff.; M. MÜLLER: Das Schlaraffenland. Der Traum von Faulheit und Müßiggang (Wien 1984); W. BIESTERFELD und M.H. HAASE: The Land of Cokaygne, in: Fabula 25 (1984), S. 76-83; D. RICHTER: Schlaraffenland. Geschichte einer populären Phantasie (Köln 1984, Neudruck 1989); P. ASSION: Schlaraffenland schriftlich und mündlich. Zur Wiederkehr von Märchenmotiven, in: L. Röhrich und E. Lindig (Hrsg.): Volksdichtung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Script-Oralia 9 (Tübingen 1989), S. 109-123.
Ein Schlaraffenlandleben führen. ›Schlaraffenland‹ von Pieter Bruegel d.Ä. (Alte Pinakothek, München).
Das schluraffen schiff. Holzschnitt, Brant: Narrenschiff von 1494, zum Kapitel ›Das schluraffen schiff‹.