Redensarten Lexikon
Schildbürger
Ein Schildbürger sein: ein Mensch sein, der sich lächerlicher Mittel bedient, der dumme Streiche verübt, wie dies den Einwohnern von Schilda nachgesagt wird. Jedes Land kennt einen anderen Ort, der die Geburtsstätte aller Albernheiten sein soll und in Ortsneckereien eine Rolle spielt, z.B. Schöppenstädt im Braunschweigischen, wo Till Eulenspiegel seine ersten Taten verübte, Polkwitz in Schlesien, Ganslosen und Bopfingen in Schwaben, Damnau bei Königsberg, Büsum und Hastrup in Holstein, Teterow in Mecklenburg, Köpenick in Brandenburg, Beckum in Westfalen u.a. Bei den Juden war es Nazareth, aber auch die späteren Prager, Frankfurter und Wormser Juden standen in diesem Ruf der Narrheit. Die Schildbürger sind die Verwandten der Abderiten, haben wie diese erst im Laufe der Jahrhunderte die Bedeutung eines Gattungsnamens erlangt und sind wie diese erst mit der Zeit in den Bund der Spieß- und Pfahlbürger aufgenommen worden. Martin Zeiler, ein sächsischer Topograph schreibt 1650 bei der Besprechung Schildas ganz offen: »Es seyn die von Schilda, gleich wie die von Hirschau in der Obern Pfaltz, wegen ihrer einfältigen, lächerlichen Thaten, so man von ihnen begangen zu sein erzehlet, vor Jahren berühmt gewesen; das 30jährige Kriegswesen hat dieses Städtlein auch sehr betroffen, indem es damals abgebrandt worden; jetz und aber ist es gäntzlich sambt dem Rathauß wieder gebauet« (Jeep, S. 357).
Es ist ein Schildbürgerstreich: es ist ein närrisches Tun, das den geschilderten Streichen der Schildbürger zu vergleichen ist (ähnlich bekannt und sprichwörtlich sind die ›Schwabenstreiche‹ und die ›Hirschauerstückchen‹). Unmittelbarer Vorläufer des Schildbürgerbuches ist das 1597 erschienene ›Lalebuch‹, dessen Verfasser vermutlich der Elsässer Wolfhart Spangenberg war. 1598 wurden von einem unbekannten Plagiator die ›Schiltbürger‹ in der Festung Misnopotamia (= Meißen) herausgegeben, die viel größere Berühmtheit als die Laleburger erlangten. Er machte die sächsische Kleinstadt Schilda zum Zentrum der närrischen Taten und Abenteuer, die er dem Lalebuch entnahm, dessen Vorbild wiederum die Eulenspiegelschwänke und Stoffe waren, die Hans Sachs bearbeitet hatte.
• E. JEEP: Schildbürger, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 5 (1891), S. 355-357; H. HEPDING: Schildbürgergeschichte u.a. Schwänke aus Hessen, in: Hessische Blätter für Volkskunde 18 (1919), S. 104ff.; H. BAUSINGER: Schildbürgergesch., Betrachtungen zum Schwank, in: Der Deutschunterricht 13 (1961), H. 1, S. 18-44; H. TRÜMPY: Die Hintergründe des Schwankbuches von den Laleburgern, in: Festgabe Hans von Greyerz zum 60. Geburtstag (Bern 1967), S. 759ff.; A. KOVÀCS: Typen der ungarischen Schildbürgerschwänke. Aarne- Thomson 1200-1349 (Magyar Nepmesekatalógus 6) (Budapest 1990).
Lalebuch‹ (Vorläufer des Schildbürgerbuches). Titelblatt des ›Lalen-Buches‹, 1597.
Ein Schildbürger sein: ein Mensch sein, der sich lächerlicher Mittel bedient, der dumme Streiche verübt, wie dies den Einwohnern von Schilda nachgesagt wird. Jedes Land kennt einen anderen Ort, der die Geburtsstätte aller Albernheiten sein soll und in Ortsneckereien eine Rolle spielt, z.B. Schöppenstädt im Braunschweigischen, wo Till Eulenspiegel seine ersten Taten verübte, Polkwitz in Schlesien, Ganslosen und Bopfingen in Schwaben, Damnau bei Königsberg, Büsum und Hastrup in Holstein, Teterow in Mecklenburg, Köpenick in Brandenburg, Beckum in Westfalen u.a. Bei den Juden war es Nazareth, aber auch die späteren Prager, Frankfurter und Wormser Juden standen in diesem Ruf der Narrheit. Die Schildbürger sind die Verwandten der Abderiten, haben wie diese erst im Laufe der Jahrhunderte die Bedeutung eines Gattungsnamens erlangt und sind wie diese erst mit der Zeit in den Bund der Spieß- und Pfahlbürger aufgenommen worden. Martin Zeiler, ein sächsischer Topograph schreibt 1650 bei der Besprechung Schildas ganz offen: »Es seyn die von Schilda, gleich wie die von Hirschau in der Obern Pfaltz, wegen ihrer einfältigen, lächerlichen Thaten, so man von ihnen begangen zu sein erzehlet, vor Jahren berühmt gewesen; das 30jährige Kriegswesen hat dieses Städtlein auch sehr betroffen, indem es damals abgebrandt worden; jetz und aber ist es gäntzlich sambt dem Rathauß wieder gebauet« (Jeep, S. 357).
Es ist ein Schildbürgerstreich: es ist ein närrisches Tun, das den geschilderten Streichen der Schildbürger zu vergleichen ist (ähnlich bekannt und sprichwörtlich sind die ›Schwabenstreiche‹ und die ›Hirschauerstückchen‹). Unmittelbarer Vorläufer des Schildbürgerbuches ist das 1597 erschienene ›Lalebuch‹, dessen Verfasser vermutlich der Elsässer Wolfhart Spangenberg war. 1598 wurden von einem unbekannten Plagiator die ›Schiltbürger‹ in der Festung Misnopotamia (= Meißen) herausgegeben, die viel größere Berühmtheit als die Laleburger erlangten. Er machte die sächsische Kleinstadt Schilda zum Zentrum der närrischen Taten und Abenteuer, die er dem Lalebuch entnahm, dessen Vorbild wiederum die Eulenspiegelschwänke und Stoffe waren, die Hans Sachs bearbeitet hatte.
• E. JEEP: Schildbürger, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 5 (1891), S. 355-357; H. HEPDING: Schildbürgergeschichte u.a. Schwänke aus Hessen, in: Hessische Blätter für Volkskunde 18 (1919), S. 104ff.; H. BAUSINGER: Schildbürgergesch., Betrachtungen zum Schwank, in: Der Deutschunterricht 13 (1961), H. 1, S. 18-44; H. TRÜMPY: Die Hintergründe des Schwankbuches von den Laleburgern, in: Festgabe Hans von Greyerz zum 60. Geburtstag (Bern 1967), S. 759ff.; A. KOVÀCS: Typen der ungarischen Schildbürgerschwänke. Aarne- Thomson 1200-1349 (Magyar Nepmesekatalógus 6) (Budapest 1990).
Lalebuch‹ (Vorläufer des Schildbürgerbuches). Titelblatt des ›Lalen-Buches‹, 1597.