Redensarten Lexikon
Schickse\(l\)
Sie ist eine Schickse: eine verachtete weibliche Person, Hure. Das Wort Schickse geht auf hebräisch ›sikkuz‹ = Greuel zurück. Bei den Juden wurde ›sikzo‹ nur für das Christenmädchen gebraucht, wie es bei Bibliophilus 1742 im ›Jüdischer Sprachmeister‹ (76) bezeugt ist. Merkwürdigerweise hatte aber in der Gaunersprache der Jude eine ›Schicksel‹ als Begleiterin. Eine ›Tippelschickse‹ war die allgemeine Bezeichnung für das Mädchen auf der Wanderschaft, für die Gaunerin. Aus dem Rotwelschen, das schon seit 1724 die Ausdrücke ›schicksgen‹ = Frau-Mensch und ›schicks(e)‹ = Gaunerin kannte, drang das Wort in die deutschen Mundarten ein und erhielt die neue Bedeutung ›Judenmädchen‹. Daneben blieb Schickse aber weiterhin die verächtliche Bezeichnung für jede Weibsperson und nahm in der Studentensprache seit dem 18. Jahrhundert den Sinn von einer Konkubine und Geliebten an, bezeugt seit 1781 bei Kindleben (›Stud.-Lex.‹ 183).
• FR. KLUGE: Rotwelsch (Straßburg 1901), I, S. 184; Zeitschrift für deutsche Wortforschung 9, 66.
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