Redensarten Lexikon
Scheitel
Vom Scheitel bis zur Sohle sagt man, wenn man den ganzen Menschen meint, sowohl im eigentlichen Sinn als auch auf das moralische und geistige Gebiet übertragen. Diese Redensart ist gebildet nach Dtn 28, 35, obwohl die Stellung da umgekehrt ist: »Der Herr wird dich schlagen mit bösen Drüsen an den Knien und Waden, daß du nicht kannst geheilt werden, von den Fußsohlen bis auf den Scheitel«. Auch an anderen Stellen spricht Luther in dieser Reihenfolge; das Griechische (Homer, Ilias 18, V. 353), Latein (›acapiteusque ad calcem‹) und auch das Englische (›from top to toe‹) dagegen haben unsere heutige Stellung, die auch im Mittelalter die übliche war: »bei verlust leibes und lebens und zu straffen von der schittel bisz auf die solen« (Reuter von Speir, ›Kriegsordnung‹ 70); in diesem Beispiel ist der eigentliche körperliche Sinn gemeint. Der Beleg aus dem Mittelhochdeutschen zeigt, daß das Bild auch schon früh übertragen gebraucht wurde:
   man sol der vrouwen minne ervlêhen,
   von ir scheitel ûf ir zêhen.
   (Minnes. 3, 439)

Vgl. französisch ›De pieds à la tête‹.
   Von einer bedrohlichen Sache sagen wir, daß sie sich uns Auf den Scheitel senkt, so Goethe (1, 269): »Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing, trübe der Himmel und schwer auf meine Scheitel sich senkte«.
   Die Verantwortung für begangene Taten und Verbrechen wird Auf unseren Scheitel fallen, wie es in Ps 7, 17 heißt: »Sein Unglück wird auf seinen Kopf kommen und sein Frevel auf seinen Scheitel fallen«.
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