Redensarten Lexikon
Schaum
Schaum schlagen: aufgeblasenes, angenehm klingendes Zeug reden, hinter dem nicht viel ist; vgl. französisch ›faire du baratin‹ (umgangssprachlich).    Dazu gehört das Sprichwort ›Schaum schlagen ist keine Kunst‹. Die Russen sagen dafür: ›Das Schaumschlagen gehört zur Kunst der Barbiere‹. Einen Menschen, hinter dessen prahlerischen Worten nicht viel Wissen und Können steckt, nennt man einen Schaumschläger; vgl. französisch ›baratineur‹.
   Überhaupt wird mit dem Wort Schaum eine nichtige, wertlose Sache bezeichnet. In Schwaben kennt man dafür den treffenden Vergleich: ›Das Fett schwimmt oben, aber der Schaum noch weiter oben‹. Das weitverbreitete Sprichwort ›Freund, sieh dich für: Schaum ist kein Bier‹ ist auch niederländisch anzutreffen: ›Siet wael toe, schuum en is gheen bier‹, oder nur kurz: ›Schaum ist kein Bier‹. Deshalb hat auch ›Wer Schaum schöpft, leichte Arbeit, aber wenig Lohn‹. Verächtlich sagt man von einem nichtsnutzigen Menschen, er sei Leichter als Schaum. Oder man stellt ihm gar das Zeugnis aus: Du bist der Schaum von allen Häfen. ›Träume sind Schäume‹, sagt man im Volksmund; dieses bekannte Sprichwort hat der Altmeister des Schüttelreims, Benno Papentrigk, in die Form gebracht:
   Ihr Toren, nicht dem Schaume traut!
   Es trügt, was man im Traume schaut.

Vgl. französisch ›Tout songe tout mensonge‹.
   Wenn einer stark erregt ist, so Steht ihm der Schaum vorm Maul; Er schäumt vor Wut; vgl. französisch ›I écume de colère‹.
   Im Ulmer Äsop von Steinhöwel wird der lateinische Ausdruck »spumando« beim Eber folgendermaßen übersetzt: »Mit umbisch howen, schomen und die Zen ze weczen«. Der redensartliche Vergleich Schäumen wie ein Eber ist schon in der ›Zimmerischen Chronik‹ belegt; dort heißt es: »Schumet als ein Eberschwin«, und bei Mathesy (180b) kann man lesen: »Schawmen vnd wüten wie ein Mertzengaul«.
   Schwäbisch sagt man lächelnd von einem, der in Eile ist und besonders geschäftig hin und her läuft: ›der schaumet‹. Sebastian Franck warnt vor allzu unmäßigem Weingenuß: »Ein Leib von Wein angezündet schaymet leichtlich in Unlauterkeyt«.

• F. BERTRICH: Kulturgeschichte des Waschens (Düsseldorf 1966).
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