Redensarten Lexikon
Schallmauer
Die Schallmauer durchbrechen, oft auch in Verbindung mit einer zahlenmäßigen Größe oder qualitativen Bezeichnung, z.B. ›Die Schallmauer von einer Mark durchbrechen‹ oder ›Die psychologische Schallmauer durchbrechen‹: ein allgemein für unüberwindlich gehaltenes Hindernis überwinden, einen als unüberbietbar geltenden Rekord brechen, eine für absolut angesehene Grenze überschreiten.    Interessant ist die Entwicklung dieser neueren Redensart. Zunächst war ›Schallmauer‹ die bildhafte Bezeichnung für die starke Zunahme des Luftwiderstandes für Flugzeuge, die die Schallgeschwindigkeit erreichten. Da in diesem Bereich das physikalische Verhalten der Luft sich grundlegend ändert, wurden Flugzeuge, die sich z.B. beim Sturzflug auf diese Geschwindigkeit beschleunigten, unlenkbar und die auftretenden Verdichtungsstöße haben sie schließlich auseinandergerissen. Die Schallmauer galt deshalb als unüberwindlich.
   Erst 1947 gelang es erstmals den Amerikanern, mit einem raketengetriebenen bemannten Spezialflugzeug (Bell X- 1) diese ›Schallmauer‹ zu durchbrechen. In der Folge wurde dann die bildhafte Bezeichnung dieses physikalisch-technischen Phänomens nach einer nochmaligen bildlichen Transformation zur Redensart, die sich nun meist auf psychische oder soziale, also vorwiegend nichttechnische Hindernisse und Grenzen bezieht, wobei die ursprüngliche Bedeutung nur noch durch den gelegentlich von den Düsenflugzeugen erzeugten Überschallknall in Erinnerung gehalten wird.
   Seltener dient der Ausdruck ›Schallmauer‹ in scherzhaft-ironischer Verwendung zur Bezeichnung von persönlichen Referenten von Ministern sowie von Vorzimmerdamen, die ihren Vorgesetzten vor Störungen von außen abzuschirmen haben.

• M. BUES: Rez. zu R. Klappenbach und W. Steinitz: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, Bd. IV (Berlin 1972/73), in: Muttersprache 88 (1978), S. 137-141; H. KÜPPER: Alltagssprache und Werbung, in: Muttersprache 91 (1981), S. 15-23.
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Ansicht: Schallmauer