Redensarten Lexikon
Schalk
Den Schalk (oder Schelm) im Nacken (oder hinter den Ohren) haben: es hinter den Ohren haben ( Ohr), ein Schalk sein und sich's nicht merken lassen. Die Wndg. bezieht sich auf einen Menschen, der gleichsam von einem kleinen schalkhaften Dämon besessen ist, doch so, daß ihm der Wicht hinten im Nacken oder hinter den Ohren sitzt, so daß ihn der Genarrte nicht sehen kann. 1639 ist bei Lehmann S. 124 (,Dienst' 42) die Rede von »Augendienern, die trew seynd vorm Gesicht, vnd tragen den Schalk auffm Rücken«. Alle diese Wendungen sind alt und seit dem 16. Jh. reichlich zu belegen, z.B. bei Thomas Mumer, Luther usw. In der alten Redensart liegt der Ton auf,.hinter', bei uns auf.Schalk', so daß uns der Gedanke der versteckten Schelmerei fast ganz verlorengeht. Die Redensart bekommt dadurch eine ihr ursprünglich nicht innewohnende Intensität. Diese macht sich auch in den Steigerungen geltend, die wir gern hinzufügen: ›dick‹, ›fingerdick‹, ›daumendick‹, ›faustdick‹. Der Liebhaber, der nicht weiß, woran er ist, klagt im Volkslied die Geliebte an (F.W.v. Ditfurth, 52 ungedruckte Balladen, S. 19):
   Ihr tragt ein Schalk im Nacken,
   Man weiß nicht, treibt Ihr Ernst oder Scherz,
   Thut Honigküchel backen,
   Dazwischen Dörner hacken,
   Verspottet redlichs Herz.

Anders Goethe, ›Zweite Epistel‹: »wie eben sich mir der Schalk im Busen bewegte«, und Schiller in der ›Phädra‹ (IV, 2): »daß der Schalk im Herzen durch äußre Zeichen sich verkündete«; altbairisch ›etwas auf den Schalk tun‹, ›auf den Schalk hin‹, zum Scherze; heute auch: ›Der Schalk guckt ihm aus den Augen‹; ›Der Schalk schlägt ihm in den Nacken‹.
   Etymologische Untersuchungen haben gezeigt, daß ›Schalk‹ aus mittellateinisch ›scalcius‹: barfüßig und ›di scalceatus‹: ›der Schuhe ledig‹ entstanden ist. Das got. Wort ›skalks‹ für Diener, Knecht, weist noch darauf hin, daß Schalk ursprünglich die Bezeichnung für die unbeschuhten Leibeigenen war.
   Mit einer Schalkshaut überzogen sein: ein Bösewicht, Betrüger sein.

• J. KNOBLOCH: Der Ursprung von niederhochdeutsch ›Schalk‹, got. ›skalks‹, Diener, Knecht, in: Muttersprache 89 (1979), S. 45-46; R. JOHANNSMEIER: Spielmann, Schalk und Scharlatan (Reinbek bei Hamburg 1984).
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