Redensarten Lexikon
Sauerteig
Der Sauerteig in der Bewegung sein: der positive Anreger, der vorwärtstreibende Initiator einer Sache sein. Bei Goethe (Weim. Ausgabe 16, S. 99) belegt als: »Der Sauerteig, der mein Leben in Bewegung setzt, fehlt«.    Schon in der Bibel wurde der Sauerteig in zwei Bedeutungen gebraucht: einerseits positiv als eine Sache, die die Mittelmäßigkeit und Schlechtigkeit der Welt besiegt (Mt 13, 33: »das Himmelreich ist einem Sauerteig gleich«) und andererseits negativ, indem die Säuerung des Brotes mit einer beginnenden Zersetzung und Fäulnis, einer geistigen Verderbnis verglichen wird (Christus warnt seine Jünger vor dem ›Sauerteig‹, d.h. vor der heuchlerischen Lehre der Pharisäer, Mt 16, 6. 12).
   Ein Sauerteig sein: ein böser Mensch sein; auch hier ist der Sauerteig ein Sinnbild der Sündhaftigkeit.
   Den Sauerteig fortschaffen: eine lästige Angelegenheit erledigen. – In der jüdischen Religion wird der Sauerteig am Vorabend des Osterfestes beseitigt, um – in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten – das ›Fest der ungesäuerten Brote‹ zu feiern.

• O. KUSS: Zum Sinngehalt des Doppelgleichnisses vom Senfkorn und Sauerteig, in: Biblica 40 (1959), S. 641-453; D. FORSTNER: Die Welt der Symbole (Innsbruck – München – Wien 2. Auflage 1967), S. 470-472.
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