Redensarten Lexikon
sauer
Einem das Leben sauer machen: ihn schikanieren, ärgern, quälen; vgl. französisch ›mener la vie dure à quelqu'un‹. Die Redensart ist biblischen Ursprungs: Ex 1, 14 wird erzählt, daß die Ägypter den Kindern Israel »das Leben sauer machen«. Sir 11, 11 übersetzt Luther: »Mancher läßt es sich sauer werden«, aber doch wohl unter Benutzung eines schon vorher volkstümlich gewesenen Ausdruck Sich etwas sauer werden lassen.    ›Sauer‹ wird oft mit seinem Gegensatz ›süß‹ in Verbindung gebracht, vor allem in Redensarten, die sich auf eine unglückliche, unharmonische Ehe beziehen. Abraham a Sancta Clara schreibt in seiner ›Dorotheenpredigt‹ von 1679: »Will er sauer, will sie süß«. Aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist ein Tiroler Schwank erhalten. Er heißt: ›Die böse Frau‹. Der Ehemann klagt hier: »Spriche ich ›guot‹, si sprichet ›sur‹, spriche ich ›sur‹, si sprichet ›guot‹, wir haben ungelichen muot«.
   Das Sprichwort ›Sauer macht lustig‹ (ursprünglich ›Sauer macht Appetit‹, um 1700) meint: saure Speisen fördern den Appetit, sie machen ›gelüstig‹ auf Speisen. Ein niederdeutsches Sagte-Sprichwort parodiert die Wendung:
   »›Sûr mâkt lustig‹, sä Gode to sîne Fro, to terslöögt he ehr den Essigput up'n Kopp«. Eine moderne ironische Weiterbildung ist: ›Sauer macht lustig, da lacht der deutsche Wald (da hat wenigstens der Schwarzwald was zu lachen)‹: Anspielung auf den sauren Regen. Sauer sein (oder reagieren): verärgert sein, beleidigt, verschnupft sein; ebenso: Sauer aufstoßen (Ärger bewirkt eine Überproduktion von Magensäure).
   Laß es dir sauer kochen, Koch es (oder ihn) dir sauer! Ausdruck der Abweisung, der Ablehnung. Er kann sich sauer kochen lassen: er ist dumm, unfähig. Es riecht sauer: es steht bedenklich. Sauer werden: die Lust verlieren. vgl. englisch: ›to turn sour‹.
   Gib ihm Saures!: verprügle ihn tüchtig. Im redensartlichen Vergleich steht: Sauer wie eine Essiggurke, wie ein Tankwagen mit Weinessig. In den sauren Apfel beißen Traube; Saure-Gurken-Zeit Gurke.

• E. SCHRÖDER (Hrsg.): Zwei altdeutsche Schwänke (Leipzig 3. Auflage 1935), S. 16-17; H. SCHRADER: Sauer macht lustig, in: Zeitschrift für deutsche Sprache (Hamburg) 10 (1896/97), S. 7-8; B. PETZOLD: Er hat sich's redlich sauer werden lassen. Es ist ihm sauer geworden, in: Zeitschrift für Deutschkunde 34 (1920), S. 271.
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