Redensarten Lexikon
Sarg
Etwas streckt jemanden auf den Sarg: ein Ereignis führt zum Tod einer Person. Diese stark poetische Wendung wurde z.B. von Schiller gebraucht: »Eine Aufwallung des Zorns ... streckte ihn auf den Sarg« (Werke 6, S. 117), zeitlich.    Ein Ort ist wie ein Sarg: eine Stadt, ein Dorf scheint ausgestorben, ist menschenleer.
   Ein Sargnagel für jemanden sein: jemanden sehr ärgern, enttäuschen.
   Die Redensart: Einen leeren Sarg begraben im Sinne von etwas Unnützes tun, gehört in den Umkreis der Sage vom Toten, der seinem eigenen Begräbnis zusieht, während der Sarg, in dem er liegen sollte, leer begraben wird.
   In dem letzten Gedicht (Nr. 65) seiner ›Dichterliebe‹ verwendet H. Heine die Sarg-Metapher:

   Die alten, bösen Lieder,
   Die Träume schlimm und arg,
   Die lasst uns jetzt begraben;
   Holt einen großen Sarg.

   Hinein leg' ich gar Manches,
   Doch sag' ich noch nicht, was;
   Der Sarg muss sein noch größer,
   Wie's Heidelberger Faß.
ð Kredit, Tod.
   Über die Geschichte des Sarges ist leider noch wenig Gesichertes bekannt. Als einer der ältesten Särge aus Holzplanken wird der Sarg König Childerichs I. (481) betrachtet (H.L. Cox, S. 11). Literarisch bezeugt sind Särge und Bretter zum ersten Mal bei Gregor von Tours im Jahr 571, als bei der Pest in Clermont Mangel an Särgen und Brettern auftrat. Die Bestattungen ohne Särge wurden in den darauffolgenden Jahrhunderten in freien Erdgräbern vorgenommen; besonders in Süddeutschland und Österreich fanden noch bis ins 19. Jahrhundert Bestattungen ohne Särge statt. Noch im 18. Jahrhundert wurde eine Beerdigung in einem Sarg als Luxus empfunden.

• K. GERNAUD: Die Bezeichnung des Sarges im Galloromanischen (Gießen 1928); P. GEIGER: Artikel ›Sarg‹, ›Sarglegung‹, ›Sargnagel‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VII, Spalte 942-957; A. BRETSCHNEIDER: Särge, in: Indogermanische Forschungen (1948), S. 1 91; H.L. COX: Die Bezeichnung des Sarges im Kontinental-Westgermanischen (Marburg 1967) (= Atlas der deutschen Volkskunde, N.F. Beiheft 2); K. RANKE: Die Sage vom Toten, der seinem eigenen Begräbnis zuschaut, in: Die Welt der Einfachen Formen (Berlin 1978), S. 135-162; S. METKEN (Hrsg.): Die letzte Reise. Sterben, Tod und Trauersitten in Oberbayern (München 1984).
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