Redensarten Lexikon
Salz
Das Salz der Erde sein: diejenigen sein, die das Evangelium überallhin bringen, die dem sittlichen Verfall auf Erden entgegenwirken. Auf die konservierende und reinigende Kraft des Salzes spielt die Bergpredigt (Mt 5, 13) an. Die Jünger werden von Jesus der Schlechtigkeit der Welt gegenübergestellt: »Ihr seid das Salz der Erde«. Zusammen mit dem Brot ist Salz der Inbegriff der Hausnahrung und Sinnbild der Ergebenheit und Treue. Ausschütten von Salz bei Tisch bedeutet im Volksglauben kommenden Streit, Zank, Tränen. Damit verdient er nicht das Salz auf (in) die (zur) Suppe: damit verdient er nur ganz wenig. In einem Hochzeitsgedicht vom Jahre 1738 wird der Beruf des Verfassers mit einem Kebsweib verglichen:
Und wenn ich nicht stets bei ihr sitze,
So ist sie stumm und mausetot
Und bringt mir nicht das Salz zur Grütze.
Erzgebirgisch heißt es: ›Dar hot immer geschanzt wie eener, dar's Salz ufs Brut nutwend'g braucht‹; elsässisch ›Er hat nit Salz uf en Ei‹, er hat gar kein Vermögen.
Jemandem das Salz in der Suppe nicht gönnen: mißgünstig, neidisch auf jemanden sein, ⇨ Suppe.
Überhaupt werden Suppe und Salz in volkstümlichen Vorstellungen oft in Verbindung miteinander gebracht. So heißt es z.B. daß eine versalzene Suppe auf ein Verliebtsein des Kochs oder der. Köchin hindeutet, die mit ihren Gedanken woanders sind und daher mehrfach: Salz einstreuen. Daneben besteht auch die Vorstellung, daß ein sogenanntes ›salzloses Leben‹ ein verfehltes, unerfülltes oder liebesleeres Dasein, umschreibt.
Umgangssprachlich sagt man über eine zu teure Ware: ›Dieser Preis ist mir zu gesalzen‹. Eine scherzende und zugleich scharfsinnige Rede ist ›Attisches Salz‹.
Einen Scheffel Salz mit jemandem gegessen haben: lange mit ihm zusammen gelebt, ihn genau kennengelernt haben (um einen Scheffel Salz zu verzehren, benötigt man lange Zeit). Mit den Worten ›Wir haben noch keinen Scheffel Salz miteinander gegessen‹ weist man allzu große Vertraulichkeit zurück (vgl. Schwein). Schon bei Cicero heißt es: »Verum illud est, quod dicitur, multos modios salis simul edendos esse, ut amicitiae munus expletum sit«. Aber schon bevor Cicero die Redensart benutzte, war sie eine alte griechische Phrase. In Heinrich von Wittenweilers satirisch-didaktischem Epos ›Der Ring‹ (Wende des 14. zum 15. Jahrhundert) heißt es (V. 4724ff.):
Doch scholt du getrawen swach
Einem in vil grozer sach,
Hast du noch nicht mit im gessen
Ein vierding salz wol aufgemessen.
und bei Burkard Waldis (gest. 1596):
Wenn du wilt einen freunt erwelen,
So mustu gar genaw zelen,
Sein zusag nicht zu hoch vermessen,
Habst denn viel saltz erst mit jm gessen.
Goethe schreibt in ›Hermann und Dorothea‹ (6. Gesang, V. 162):
Denn ich habe das Sprichwort so oft erprobet gefunden:
Eh, du den Scheffel Salz mit dem neuen Bekannten verzehret,
Darfst du nicht leichtlich ihm trauen.
Die Redensart ist auch in den Niederlanden bekannt.
Keinen Zentner Salz mehr essen: nicht alt werden; schwäbisch ›Hier fress' ich keinen Sack Salz mehr‹: hier werde ich nicht mehr lange bleiben. Wenn einem schwäbischen Bauern beim Essen etwas auf den Boden fällt, sagt er, indem er das Stück aufhebt: ›'s ißt kei Bauer was ug'salze‹.
Das Salz bringen, wenn die Eier gegessen sind: zu spät kommen.
Mit Salz und Brot zufrieden sein: genügsam, bescheiden sein.
Ins Salz hacken gebraucht der Schulmann und Dichter Christian Weise (1642-1708) für ›verleumden‹ (vgl. ›zur Bank hauen‹, ⇨ Bank); wien. bedeutet: ›an ausn Salz haun‹, ihn prügeln.
Im Salz liegen: in Bedrängnis, gefangen sein (z.B. in Schillers ›Räubern‹ II, 3), bairisch-schwäbisch: im Wochenbett liegen, wobei an das Pökelsalz gedacht ist.
Die elsässische Redensart, ›Wo'r auf d'Welt kummen is, hän si kein Salz ghabt‹ erinnert an das im Altertum sprichwörtliche ›attische Salz‹, worunter man den Witz feinerer Bildung verstand.
Das ist weder Salz noch Schmalz: das ist nichts Halbes und nichts Ganzes, ›Weder Fisch noch Fleisch‹.
Jemandem Salz in die Wunde streuen: (durch eine ärgerliche Äußerung) eine unangenehme Lage noch verschlimmern. Das ist Salz in ein krankes Auge: das ist sehr schädlich.
Salz ins Meer tragen: etwas Überflüssiges tun, ›Eulen nach Athen tragen‹ (⇨ Eule). In der Naturgeschichte (›Naturalis historia‹ XXIII, 8,149) des älteren Plinius (23-79 n. Chr.) heißt es von einem Gegengiftrezept, daß das Mittel nur »cum grano salis«, mit einem Körnchen Salz versehen, wirksam sei. Das Zitat ist sprw. und rdal. geworden in dem Sinne, daß eine bestimmte Behauptung nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen und sehr eingeschränkt Gültigkeit haben könne. Entspr. auch ndl. ›iets met een greintje zout opvatten‹; engl. ›to take a thing with a grain of salt‹.
›Cum grano salis‹ heißt ein Novellenmärchen aus dem Kreis der Gruppe ›The Good Precept‹. Ratschläge, die gegeben werden, sind anspruchsvollen Rätseln vergleichbar. Auch der Zuhörer der Geschichte erfährt erst am Ende deren Auflösung (Aarne-Thompson 915).
• M.R. SCHLEIDEN: Das Salz. Seine Geschichte, seine Symbolik und seine Bedeutung im Menschenleben (Leipzig 1875, Neudruck Weinheim 1983), (= Dokumente zur Geschichte von Naturwissenschaft, Medizin und Technik 6); V. HEHN: Das Salz (2. Auflage 1901, Neudruck Leipzig 1919); K. OLBRICH: Artikel ›Salz‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VII, Spalte 897-916; R. WEHSE: Cum grano salis, in: Enzyklopädie des Märchens III (1981), Spalte 188-190.
Und wenn ich nicht stets bei ihr sitze,
So ist sie stumm und mausetot
Und bringt mir nicht das Salz zur Grütze.
Erzgebirgisch heißt es: ›Dar hot immer geschanzt wie eener, dar's Salz ufs Brut nutwend'g braucht‹; elsässisch ›Er hat nit Salz uf en Ei‹, er hat gar kein Vermögen.
Jemandem das Salz in der Suppe nicht gönnen: mißgünstig, neidisch auf jemanden sein, ⇨ Suppe.
Überhaupt werden Suppe und Salz in volkstümlichen Vorstellungen oft in Verbindung miteinander gebracht. So heißt es z.B. daß eine versalzene Suppe auf ein Verliebtsein des Kochs oder der. Köchin hindeutet, die mit ihren Gedanken woanders sind und daher mehrfach: Salz einstreuen. Daneben besteht auch die Vorstellung, daß ein sogenanntes ›salzloses Leben‹ ein verfehltes, unerfülltes oder liebesleeres Dasein, umschreibt.
Umgangssprachlich sagt man über eine zu teure Ware: ›Dieser Preis ist mir zu gesalzen‹. Eine scherzende und zugleich scharfsinnige Rede ist ›Attisches Salz‹.
Einen Scheffel Salz mit jemandem gegessen haben: lange mit ihm zusammen gelebt, ihn genau kennengelernt haben (um einen Scheffel Salz zu verzehren, benötigt man lange Zeit). Mit den Worten ›Wir haben noch keinen Scheffel Salz miteinander gegessen‹ weist man allzu große Vertraulichkeit zurück (vgl. Schwein). Schon bei Cicero heißt es: »Verum illud est, quod dicitur, multos modios salis simul edendos esse, ut amicitiae munus expletum sit«. Aber schon bevor Cicero die Redensart benutzte, war sie eine alte griechische Phrase. In Heinrich von Wittenweilers satirisch-didaktischem Epos ›Der Ring‹ (Wende des 14. zum 15. Jahrhundert) heißt es (V. 4724ff.):
Doch scholt du getrawen swach
Einem in vil grozer sach,
Hast du noch nicht mit im gessen
Ein vierding salz wol aufgemessen.
und bei Burkard Waldis (gest. 1596):
Wenn du wilt einen freunt erwelen,
So mustu gar genaw zelen,
Sein zusag nicht zu hoch vermessen,
Habst denn viel saltz erst mit jm gessen.
Goethe schreibt in ›Hermann und Dorothea‹ (6. Gesang, V. 162):
Denn ich habe das Sprichwort so oft erprobet gefunden:
Eh, du den Scheffel Salz mit dem neuen Bekannten verzehret,
Darfst du nicht leichtlich ihm trauen.
Die Redensart ist auch in den Niederlanden bekannt.
Keinen Zentner Salz mehr essen: nicht alt werden; schwäbisch ›Hier fress' ich keinen Sack Salz mehr‹: hier werde ich nicht mehr lange bleiben. Wenn einem schwäbischen Bauern beim Essen etwas auf den Boden fällt, sagt er, indem er das Stück aufhebt: ›'s ißt kei Bauer was ug'salze‹.
Das Salz bringen, wenn die Eier gegessen sind: zu spät kommen.
Mit Salz und Brot zufrieden sein: genügsam, bescheiden sein.
Ins Salz hacken gebraucht der Schulmann und Dichter Christian Weise (1642-1708) für ›verleumden‹ (vgl. ›zur Bank hauen‹, ⇨ Bank); wien. bedeutet: ›an ausn Salz haun‹, ihn prügeln.
Im Salz liegen: in Bedrängnis, gefangen sein (z.B. in Schillers ›Räubern‹ II, 3), bairisch-schwäbisch: im Wochenbett liegen, wobei an das Pökelsalz gedacht ist.
Die elsässische Redensart, ›Wo'r auf d'Welt kummen is, hän si kein Salz ghabt‹ erinnert an das im Altertum sprichwörtliche ›attische Salz‹, worunter man den Witz feinerer Bildung verstand.
Das ist weder Salz noch Schmalz: das ist nichts Halbes und nichts Ganzes, ›Weder Fisch noch Fleisch‹.
Jemandem Salz in die Wunde streuen: (durch eine ärgerliche Äußerung) eine unangenehme Lage noch verschlimmern. Das ist Salz in ein krankes Auge: das ist sehr schädlich.
Salz ins Meer tragen: etwas Überflüssiges tun, ›Eulen nach Athen tragen‹ (⇨ Eule). In der Naturgeschichte (›Naturalis historia‹ XXIII, 8,149) des älteren Plinius (23-79 n. Chr.) heißt es von einem Gegengiftrezept, daß das Mittel nur »cum grano salis«, mit einem Körnchen Salz versehen, wirksam sei. Das Zitat ist sprw. und rdal. geworden in dem Sinne, daß eine bestimmte Behauptung nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen und sehr eingeschränkt Gültigkeit haben könne. Entspr. auch ndl. ›iets met een greintje zout opvatten‹; engl. ›to take a thing with a grain of salt‹.
›Cum grano salis‹ heißt ein Novellenmärchen aus dem Kreis der Gruppe ›The Good Precept‹. Ratschläge, die gegeben werden, sind anspruchsvollen Rätseln vergleichbar. Auch der Zuhörer der Geschichte erfährt erst am Ende deren Auflösung (Aarne-Thompson 915).
• M.R. SCHLEIDEN: Das Salz. Seine Geschichte, seine Symbolik und seine Bedeutung im Menschenleben (Leipzig 1875, Neudruck Weinheim 1983), (= Dokumente zur Geschichte von Naturwissenschaft, Medizin und Technik 6); V. HEHN: Das Salz (2. Auflage 1901, Neudruck Leipzig 1919); K. OLBRICH: Artikel ›Salz‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens VII, Spalte 897-916; R. WEHSE: Cum grano salis, in: Enzyklopädie des Märchens III (1981), Spalte 188-190.