Redensarten Lexikon
Sachsenspiegel
›Ik warr dî den Sassenspêgel noaschloân (ûtlegen, revendêren)‹, ich werde dir den Sachsenspiegel nachschlagen, auch vollschlagen, wobei ›Sassenspêgel‹ euphemistisch für ›Hintern‹ steht, wie auch in den weiteren derben niederdeutschen Redensarten: ›den Sassenspêgel wîsen ›einem den Rücken zukehren, den Hintern weisen, ursprünglich eine wirksame Abwehrgeste, und in der Aufforderung: ›Sett di up dînen Sassenspêgel!‹, setz dich auf deine vier Buchstaben!    Diese Wendungen erinnern an das alte Rechtsbuch der Sachsen, das um 1222 von Eike von Repkow aufgezeichnet wurde und dessen Prolog beginnt:

   Spigel der Saxen
   sal diz buch sin genant,
   wende Saxen recht ist hir an bekant,
   als an einem spiegele de vrouwen
   ire antlize beschouwen.

Luther gebrauchte das Wort ›Sachsenspiegel‹ noch in seiner ursprünglichen Bedeutung als festgelegtes Recht, wenn er schreibt: »die heiden sind dem Mose nicht schüldig gehorsam zu sein. Mose ist der Juden Sachssenspiegel« (Werke 3, 167b). Die besonders in Pommern gebrauchten Redensarten bewahren zwar das Wort, doch dessen alter Sinn scheint nach der humoristischen Umdeutung nicht mehr bewußt zu werden.
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