Redensarten Lexikon
ruhen
Etwas ruht: es wird zeitweise nicht weitergeführt, bleibt jedoch bestehen, z.B. ein Betrieb, eine Verhandlung, eine Versicherung.    Etwas ruhen Iassen: nicht mehr daran denken, eine Sache (einen Prozeß, einen Streit) nicht weiter verfolgen, ähnlich: Etwas auf sich beruhen lassen.
   Dagegen: Nicht eher ruhen, bis etwas geschieht: unerbittlich sein, seine Bemühungen unentwegt fortsetzen bis zum Erfolg.
   Auf jemandem ruht etwas (alles): er trägt die ganze Verantwortung, auch: der Verdacht liegt nur auf ihm.
   Das Verb ›ruhen‹ dient auch zur poetischen Umschreibung von Nacht, Schlaf und Tod. So war die Formel: Wünsche, wohl zu ruhen! früher als Gute- Nacht-Wunsch für den Gast üblich. Am Morgen konnte er auch mit: Wünsche, wohl geruht zu haben! begrüßt werden.
   Literarisch verwendet Paul Gerhardt (1606-76) ›ruhen‹ in dieser Bedeutung in seinem bekannten Abendlied ›Nun ruhen alle Wälder‹ (Ev. Kirchen-Gesangbuch,361).
   Die Schlußverse des von Goethe 1780 an die Innenwand des 1870 abgebrannten Jagdhäuschens auf dem Gickelhahn bei Ilmenau geschriebenen Gedichtes ›Über allen Gipfeln ist Ruh‹ lauten:
   Warte nur, balde
   Ruhest du auch.
   Sie deuten sowohl auf die Ruhe der Nacht als auch auf die des Grabes hin. Die formelhafte, euphemistische Grabinschrift: Hier ruht..., die auf den Schlaf des Toten anspielt, lautet ähnlich im Französischen: ›Ici repose ...‹
   Bei Beerdigungen begegnet häufig die Formel: Ruhe sanft!, die auch als Schrift auf Kranzschleifen, Trauerkarten, Grabkreuzen und Grabsteinen erscheint. Ein weiterer Wunsch für den Verstorbenen ist: Ruhe in Frieden! oder: Er ruhe in Frieden, die Übersetzung von ›Requiescat in pace‹, das auf Ps 4,9 zurückgeht, obwohl dort nicht vom Tod die Rede ist.
   Die Totenmessen der katholischen Kirche schließen seit dem 12. Jahrhundert mit der Pluralform ›Requiescant in pace‹.
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