Redensarten Lexikon
Rübezahl
›Das ist auch des Ruebzagels seiner Arbeiter ainer gewesen‹ sagen die Bergleute, »wann sie ain Khnappen sehen, der da hinkht, oder nur ainen fuess hat«. So schreibt Math. Burgklechner von Thierburg, Kanzler der Regierung zu Innsbruck 1619. Die Redensart bezieht sich auf eine von Burgklechner mitgeteilte Sage, daß Rübezahl, der am Rammeisberg ein Bergwerk besessen habe, der Urheber einer Bergwerkskatastrophe gewesen sei.    Noch in unserem Jahrhundert hat sich die Kunde von einem Bergsturz erhalten, dem vor Jahrhunderten eine große Zahl von Bergarbeitern zum Opfer fiel. Auch die Redensart scheint sich in leicht veränderter Form erhalten zu haben. Die ober schlesischen Bergleute haben eine ganz entsprechende Redensart: Wenn ein Bergmann infolge einer Schlägerei oder eines Falles ein geschwollenes oder zerschundenes Gesicht hat, sagt man scherzhaft: ›Den hat der Berggeist hübsch gezeichnet‹. Auch hier liegt wohl die Erinnerung an einen bestimmten Vorfall zugrunde, und die Redensart will ursprünglich nichts sagen als: dem ist es so ergangen wie damals den Leuten bei dem Bergunfall.
   ›Das ist ein rechter Rübezahl‹: er ist auffallend kräftig, gesund und widerstandsfähig (eigentlich rot wie eine Rübe), aber auch: ein verwilderter, bärtiger, alter Mann. Die heute veraltete Wendung ist besonders in Ost- und Nordböhmen verbreitet gewesen.

• TH. SIEBS: Rübezahl, in: Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde 20 (1908), S. 127-132; K DE WYL: Rübezahl-Forschungen (= Wort und Brauch 5) (Breslau 1909); J. PRAETORIUS: Bekannte und unbekannte Historien von Rübezahl (Leipzig 1920, Nachdruck Frankfurt/M. 1966); W.-E. PEUCKERT (Hrsg.): Die Sagen vom Berggeist Rübezahl (Jena 1926); A. MOEPERT: Die Anfänge der Rubezahlsage. (= Form und Geist 6), (Leipzig 1928); E. SCHWARZ: »Das ist ein rechter Rübezahl«, in: Süddeutsche Zeitschrift für Volkskunde. 2 (1929), S. 229-235; G. HEILFURTH: Bergbau und Bergmann in der deutschsprachigen Sagenüberlieferung Mitteleuropas, Band I (Marburg 1966).}

Rübezahl. Holzschnitt aus Lindners ›Historien‹, Nr. 2: Rübezahl begegnet im Riesengebirge Bergleuten. Aus: Gerhard Heilfurth. Zur Kultur des Bergbaus. Eine Bibliographie, zu seinem 65. Geburtstag zusammengestellt von Gerhard Seib, Wien 1974, S. 28, Abbildung 16.
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