Redensarten Lexikon
Rom
Er ist in Rom gewesen und hat den Papst nicht gesehen (italienisch ›essere stato a Roma senza aver veduto il Papa‹) wird auf jemanden angewendet, der sich eine berühmte Sehenswürdigkeit hat entgehen lassen, obwohl er an Ort und Stelle war, also gute Gelegenheit gehabt hätte. Schon in einem Fastnachtsspiel von 1457 gebraucht: »Als sei er zu Rom gewesen und hab den babst nit gesehen«.    Er will nach Rom und fährt den Rhein hinab: er schlägt einen Weg ein, auf dem man nicht ans Ziel gelangen kann.
   Es ist mir eben, als wenns zu Rom donnert: es ist mir sehr gleichgültig; so schon bei Burkard Waldis: »Welches den kauffman so wundern that, als obs zu Rom gedonnert het«.
   Die Beteuerungsformel Ich wollte lieber rücklings nach Rom wallen (mit der Ergänzung: ›wenn es nicht wahr ist‹) hat sich heute nur noch in den Mundarten erhalten, z.B. schweizerisch ›i will hindersi ge Rom laufe‹.
   Man könnte nach Rom gehen und wieder kommen sagt man, wenn etwas ungewöhnlich lange dauert (auch niederländisch ›men zoude eerder naar Rom gaan en wederkomen‹). Rom (der Papst) hat gesprochen (›Roma locuta – causa finita‹): die Sache ist nun endgültig entschieden.
   Sie ist nach Rom gereist verhüllend für: sie ist in die Wochen gekommen.
   Von einem stumpfen Messer sagt man: Darauf kann man (bis) nach Rom reiten ( Messer).
   Zustände (Sitten) wie im alten Rom Zustand.
   Mit der Redensart ›Los von Rom‹ wird zum Aufbruch gedrängt. Es handelt sich dabei ursprünglich um die Losung der Ende des 19. Jahrhunderts in Österreich entstandenen ›Los-von-Rom-Bewegung‹. Doch berichtet der österreichische Dichter Robert Hamerling (1830-89) in ›Stationen meiner Lebenspilgerschaft‹, er habe 1848 in Wien an einer deutsch-katholischen Versammlung teilgenommen, bei der der ehemalige katholische Priester Hermann Pauli jeden Abschnitt seiner Rede mit »Los von Rom!« abschloß.
   Will man sich rechtfertigen, wenn eine Arbeit länger dauert als erwartet, so sagt man: ›Auch Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden‹. Dieses Sprichwort ist, wie die Angaben bei Wander (III,1716, Nr. 52) beweisen, recht alt und in allen europäischen Sprachen vorhanden; vgl. englisch ›Rome was not built in a day‹. Auch das sprichwörtliche ›Alle Wege führen nach Rom‹ ist international bekannt. Es besagt, daß es oft mehrere Lösungsmöglichkeiten für ein Problem gibt.
   Das in Senecas ›Apocolocyntosis‹ im 8. Kapitel überlieferte sprichwörtliche ›In Rom lecken die Mäuse die Mühlsteine‹ ist in seiner Bedeutung nicht restlos geklärt. F. Dornseiff zählt etliche Deutungsversuche auf: Die Römer sind Feinschmecker. In Rom stimmt etwas nicht. In Rom ist man dreist. In Rom ist alles ordentlich und sauber, selbst die Mühlsteine werden von den Mäusen saubergeleckt. In Rom nähren sich die Mäuse gottselig vom Opferschrot. Auch in Rom wird nur mit Wasser gekocht. In Rom geht es streng zu, da fällt nichts für die Mäuse ab.
   Betrachtet man jedoch den Kontext, in dem das sprichwörtliche ›Quia Romae, inquis, mures molas lingunt‹ steht, so bekommt es ohne Zweifel eine erotische Bedeutung: Der Kaiser Claudius ist gestorben. Nun bittet sein Schatten, zusammen mit Herkules, ihn in den Kreis der Götter aufzunehmen. Ein Zwiegespräch beginnt zwischen den Göttern und Herkules, der Claudius' Sache vertritt. Herkules greift die Götter an, indem er Jupiter vorwirft, er sei mit seiner eigenen Schwester Juno vermählt. Jupiter rechtfertigt sich damit, daß in Alexandria die Ehe zwischen Geschwistern erlaubt sei, in Athen die Ehe zwischen Halbgeschwistern. Dann kommt die Rede auf Rom, und Herkules betont verhüllend durch das Sprichwort »daß in Rom die Lüstlinge (Mäuse) die cunnas (Mühlsteine) ihrer Schwestern nur zu lecken pflegen«.
• R. HAMERLING: Stationen meiner Lebenspilgerschaft (Hamburg 1889), S. 155; J. DIEWENBACH: Die Wahrheit über die Los von Rom Bewegung in Österreich (Frankfurt/M. 1900); TH. HOPFNER: In Rom lecken die Mäuse Mühlsteine, in: Wiener Studien 44 (1925), S. 117-120; H. LACKENBACHER: In Rom lecken die Mäuse die Mühlsteine, in: Wiener Studien 45 (1926), S. 126-129; F. DORNSEIFF: In Rom lecken die Mäuse die Mühlsteine, in: Rheinisches Museum für Philologie 77 (1928), S. 221-224; M. RUHLEN: When in Rome, do as the Romanians do. in: American Speech (1970), S. 154-155; M. BESSO: Roma e il Papa nei proverbi e nei modi di dire (Rom 1971).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Rom