Redensarten Lexikon
rollen
Eine große Rolle spielen: wichtig sein, von Ansehen und Bedeutung sein; wohl erst aus dem 18. Jahrhundert nachzuweisen. Ebenso: Keine Rolle spielen: nicht viel zu sagen haben; auch von Dingen gesagt, z.B. ›Geld spielt bei ihm keine (große) Rolle‹, scherzhaft erweitert zu: ›Geld spielt keine Rolle, da nicht vorhanden‹. Die Redensarten sind von der Schauspielkunst entlehnt, wo unter der Rolle eines Schauspielers die ihm zufallenden Worte verstanden werden. Der Text des Schauspielers wurde seit Ende des 16. Jahrhunderts auf einen Papierstreifen geschrieben, von dem er auf den Proben die eben gebrauchte Stelle sichtbar hielt, während er das übrige aufrollte. Daher auch: Aus der Rolle fallen: sich unpassend benehmen (scherzhaft verdreht zu: ›Aus der Falle rollen‹), wie ein Schauspieler, der statt des darzustellenden Charakters sich selbst spielt. Ferner: Sich in die Rolle eines anderen versetzen: einfühlend sein; Einem durch die Rolle fahren: seine Absichten durchkreuzen, ihn mißhandeln; Mit seiner Rolle zu Ende sein: nicht mehr wissen, was man tun oder sagen soll; französisch ›être au bout de son rouleau‹ (Pergamentrolle).    Er hat seine Rolle ausgespielt: er ist gestorben. Die Rollen vertauschen: Aufgaben, Posten, auch Ansichten tauschen, wie ausgewechselt sein; französisch ›intervertir les rôles‹.
   Jemanden auf die Rolle schieben: jemanden zum Schein wütend machen, ihn Auf den Arm nehmen, Arm; vor allem alemannisch ›jemand uf d' Rolle schiebe‹. Die Wendung bezieht sich auf das Glätten großer Wäschestücke mit Hilfe einer Rolle, Mangel. Daher auch das bekannte Berliner Lied:

   Hilf mir mal die Rolle drehn,
   Du bist so dick und stramm.
   G(sch)enier dich nicht
   Und zier dich nicht!
   Wir dreh'n das Ding zusamm',
   das auch eine erotische Bedeutung besitzt.

Etwas ins Rollen bringen: den Anstoß zu einer Entwicklung geben; auch: ›Der Stein kommt ins Rollen‹, Stein.
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