Redensarten Lexikon
Röhre
Etwas auf dem Rohre haben: es darauf abgesehen haben, seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet haben; hergeleitet von dem Rohr des Gewehrs, über das hinweg der Schütze das Ziel ins Auge faßt (in gleichem Sinn: ›Aufs Korn nehmen‹, ⇨ Korn; ›Auf der Muck haben‹, ⇨ Mücke, vgl. ›Auf dem Kieker haben‹, ›Auf dem Visier haben‹). Christian Felix Weiße schreibt in seinen ›Lustspielen‹ (1783, Band III, S. 101): »Er hat gewiß wieder etwas auf dem Rohre«. Vom Gewehr her genommen ist auch Das Rohr ist geladen: ich bin zum Kampf bereit.
Volles Rohr bringen: etwas mit äußerster Kraftaufwendung tun; besonders beim Autofahren Vollgas geben. Ursprünglich kommt der Ausdruck aus der Soldatensprache von einem Geschützrohr, das mit größtmöglicher Ladung schießt.
Etwas ist im Rohr: etwas Schlimmes ist zu befürchten.
Vom Schilfrohr: Er weiß sich aus jedem Rohr eine Pfeife zu schneiden: er findet sich in allen Lebenslagen zurecht; vgl. französisch ›Il fait feu de tout bois‹ (wörtlich: Aus jedem Holz macht er Feuer). Im Rohr sitzen und sich Pfeifen schneiden: die günstige Gelegenheit nutzen.
Literarische Belege für diese Redensart sind schon aus dem 17. Jahrhundert vorhanden. Ein Pater namens Florentius Schilling predigte am 18. Mai 1660 in der Michaelerkirche in Wien: »Rohr wäre auch eine Feder und die im Rohr sitzen schneiden sich die besten Pfeifen, daraus könnte hernach allerley geschnitten werden«. Abraham a Sancta Clara schreibt in der ›Toten-Capelle‹: »Er sitzt in Röhren und kann Pfeifen schneiden, wie er will« (Lauchert, S. 13).
Er hat im Rohr gesessen, ohne sich Pfeifen zu schneiden: er hat eine günstige Gelegenheit nicht ausgenutzt.
Der redensartliche Vergleich Wie ein schwankendes Rohr (im Wind) für einen charakterschwachen oder unschlüssigen Menschen ist biblischen Ursprungs; Lk 7,24 heißt es: »Wolltet ihr ein Rohr sehen, das vom Winde bewegt wird?« Rohr meint in der gegenwärtigen Umgangssprache auch eine Flasche Alkohol, vor allem Bier; daher: Ein Rohr anbrechen: eine Flasche öffnen, Ein Rohr brechen: eine Flasche trinken.
In (oder durch) die Röhre gucken: leer ausgehen, das Nachsehen haben; vor allem auch berlinisch ›in die Röhre kieken‹; bairisch erweitert: ›mit'm Ofenrohr ins Gebirg' schaung‹. Das Bild der Redensart ist entweder vom Fernrohr genommen, mit dem man in den Mond guckt (was ja dieselbe Bedeutung hat), oder von der Abtrittsröhre, wodurch Verwandtschaft mit dem gleichbedeutenden ›In den Eimer sehen‹ besteht, ⇨ Eimer. Dazu auch das Scherzwort: ›Das Leben ist eine Klosettröhre: man macht viel durch‹. Auch eine eng anliegende Hose wird als Röhre bezeichnet. Heute meint man damit auch die Bildröhre beim Fernsehen.
Ein Rohr verlegen bedeutet auch: Geschlechtsverkehr haben.
• E. GRAWI: Die Fabel vom Baum und dem Schilfrohr in der Weltliteratur (Diss. Rostock 1911); H. STEIN: Artikel ›Baum und Rohr‹, in: Enzyklopädie des Märchens I, Spalte 1386-1389.
Etwas auf dem Rohre haben: es darauf abgesehen haben, seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet haben; hergeleitet von dem Rohr des Gewehrs, über das hinweg der Schütze das Ziel ins Auge faßt (in gleichem Sinn: ›Aufs Korn nehmen‹, ⇨ Korn; ›Auf der Muck haben‹, ⇨ Mücke, vgl. ›Auf dem Kieker haben‹, ›Auf dem Visier haben‹). Christian Felix Weiße schreibt in seinen ›Lustspielen‹ (1783, Band III, S. 101): »Er hat gewiß wieder etwas auf dem Rohre«. Vom Gewehr her genommen ist auch Das Rohr ist geladen: ich bin zum Kampf bereit.
Volles Rohr bringen: etwas mit äußerster Kraftaufwendung tun; besonders beim Autofahren Vollgas geben. Ursprünglich kommt der Ausdruck aus der Soldatensprache von einem Geschützrohr, das mit größtmöglicher Ladung schießt.
Etwas ist im Rohr: etwas Schlimmes ist zu befürchten.
Vom Schilfrohr: Er weiß sich aus jedem Rohr eine Pfeife zu schneiden: er findet sich in allen Lebenslagen zurecht; vgl. französisch ›Il fait feu de tout bois‹ (wörtlich: Aus jedem Holz macht er Feuer). Im Rohr sitzen und sich Pfeifen schneiden: die günstige Gelegenheit nutzen.
Literarische Belege für diese Redensart sind schon aus dem 17. Jahrhundert vorhanden. Ein Pater namens Florentius Schilling predigte am 18. Mai 1660 in der Michaelerkirche in Wien: »Rohr wäre auch eine Feder und die im Rohr sitzen schneiden sich die besten Pfeifen, daraus könnte hernach allerley geschnitten werden«. Abraham a Sancta Clara schreibt in der ›Toten-Capelle‹: »Er sitzt in Röhren und kann Pfeifen schneiden, wie er will« (Lauchert, S. 13).
Er hat im Rohr gesessen, ohne sich Pfeifen zu schneiden: er hat eine günstige Gelegenheit nicht ausgenutzt.
Der redensartliche Vergleich Wie ein schwankendes Rohr (im Wind) für einen charakterschwachen oder unschlüssigen Menschen ist biblischen Ursprungs; Lk 7,24 heißt es: »Wolltet ihr ein Rohr sehen, das vom Winde bewegt wird?« Rohr meint in der gegenwärtigen Umgangssprache auch eine Flasche Alkohol, vor allem Bier; daher: Ein Rohr anbrechen: eine Flasche öffnen, Ein Rohr brechen: eine Flasche trinken.
In (oder durch) die Röhre gucken: leer ausgehen, das Nachsehen haben; vor allem auch berlinisch ›in die Röhre kieken‹; bairisch erweitert: ›mit'm Ofenrohr ins Gebirg' schaung‹. Das Bild der Redensart ist entweder vom Fernrohr genommen, mit dem man in den Mond guckt (was ja dieselbe Bedeutung hat), oder von der Abtrittsröhre, wodurch Verwandtschaft mit dem gleichbedeutenden ›In den Eimer sehen‹ besteht, ⇨ Eimer. Dazu auch das Scherzwort: ›Das Leben ist eine Klosettröhre: man macht viel durch‹. Auch eine eng anliegende Hose wird als Röhre bezeichnet. Heute meint man damit auch die Bildröhre beim Fernsehen.
Ein Rohr verlegen bedeutet auch: Geschlechtsverkehr haben.
• E. GRAWI: Die Fabel vom Baum und dem Schilfrohr in der Weltliteratur (Diss. Rostock 1911); H. STEIN: Artikel ›Baum und Rohr‹, in: Enzyklopädie des Märchens I, Spalte 1386-1389.