Redensarten Lexikon
Rock
Rock wie Hose: eines wie's andere, gleichgültig; veraltet, heute gewöhnlich: ›Jacke wie Hose‹ ( Jacke); vgl. französisch ›C'est bonnet blanc ou blanc bonnett‹    Den bunten (moderner: grauen) Rock anziehen: Soldat werden. Früher galt der ›graue Rock‹ als Zeichen des geistlichen Standes, während das Militär den blauen Rock trug. Ähnlich auch in den Mundarten, z.B. schleswig-holsteinisch ›im kommenden Johr schall mien Jung den bunten Rock anhebben‹. Die Redewendung vom ›bunten Rock‹ ist biblischen Ursprungs und findet sich zuerst Gen 37,3.
   Die rote Farbe war sonst die Kleiderfarbe der Hoftracht; daher sagte man auch für ›sich in Gunst setzen‹: Sich einen roten Rock verdienen. ›Sich e rots Reckel verdiene‹ heißt im Elsaß: sich durch Verleumdung eines Dritten einschmeicheln wollen.
   Einen grauen Rock verdienen wollen sagt man von uneinigen und schwatzhaften Dienstboten und Ohrenbläsern. Schon Murner gebraucht diese Wendung in seiner ›Schelmenzunft‹ (10): »Ich heiss knecht heintz, vnd hab mer gsellen, die alzeit mehr aussrichten wöllen, dann man jn beuolhen hat, doch selten mit einer guten that. Nur mit falschen Schelmenstücken, das wir all Ding zu Vnfal schicken, vnd vnserm Herrn zu öhren tragen, was wir wissen, jnen sagen. Was wir nit wissen, liegen wir; bist du weise, hüt dich vor mir. Wer mich dingt, fart an ein stock, vnd muss mir geben ein grawen Rock«.
   Im Schwäbischen heißt ›solang der Rock noch nicht am Bett hängt‹: es geht alles noch, solange man nicht bettlägrig ist.
   In Ostfriesland hört man: ›Se hett'n grönen Rock an‹, sie ist längst gestorben, auf ihrem Grab wächst Gras.
   Das Hemd ist (mir) näher als der Rock Hemd.
   Einen steinernen Rock anziehen: ins Gefängnis kommen.
   Sich den Rock nicht zerreißen lassen: sich nicht nötigen lassen; die Redensart geht zurück auf die Verführungsszene Gen 39,12. Literarisch in Grimmelshausens ›Simplicissimus‹ (I. Buch, Kapitel 29): »Ich ließ mir nicht lange den Rock zerreißen, sondern folgte meinen Begierden«.
   Im Lauf der Zeit wurde der Rock zur typischen Kleidung des weiblichen Geschlechts und steht als pars pro toto in der Redensart Hinter jedem Rock hersein: jeder Frau nachlaufen, Ein Schürzenjäger sein, Schürzenjäger.
   Aus älterer Zeit stammen die Redensarten Jemanden gerade noch beim Rock erwischen können: jemanden in letzter Sekunde erreichen.
   Sich an jemandes Rockschöße hängen: sich aus großer Unselbständigkeit an andere anklammern. Am Rockzipfel hängen: sich an die Mutter anklammern, Nähe und Schutz durch engen Kontakt suchen, sich noch nicht lösen können, unselbständig sein. Die Redensart wird oft mißbilligend gebraucht, wenn dieses Verhalten aus der Kleinkindphase auch noch bei Heranwachsenden anhält.
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