Redensarten Lexikon
Ritter
Jemand ist ein Ritter von der traurigen Gestalt: jemand der groß gewachsen, lang und hager ist, eine schlechte Haltung hat und wirtschaftlich heruntergekommen ist. Der Titelheld des Romans ›Don Quijote‹ von Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616) trägt diesen Beinamen (spanisch ›el caballero de la triste figura‹). Schon im 18. Jahrhundert war diese Bezeichnung für einen lächerlichen Helden in der deutschen Dichtung üblich. Kortum erzählt 1784 in seiner Jobsiade: »So nahm dann dies Abenteuer behende für unseren Helden ein erwünschtes Ende. Und gleich dem Ritter von der traurigen Gestalt fuhr er mit der Kutsche alsbald«. H. Heine schreibt in einem Brief vom 4. 5. 1823: »Ich Ritter von der traurigen Gestalt werde nie eines solchen (Weibes) teilhaftig werden können, und, wie die Weiber im Koran, muß ich mich mit dem Anblick des Paradieses begnügen«. Schon die mittelalterlichen Abenteuer- und Ritterromane gaben ihren Helden entsprechend deren Wappenbild ( Schild) Beinamen wie ›Löwenritter‹, ›Ritter mit dem Rade‹ u.a. Heute werden manche Berufsgruppen scherzhaft damit umschrieben. so sind die Ritter von der Feder; die Schriftsteller; ein ›Ritter des Pedals‹ ist ein Radrennfahrer, ein ›Ritter der Landstraße‹ ein LKW-Fahrer. Ein ›Ritter‹ ist die Bezeichnung eines Mannes, der Frauen gegenüber sehr höflich und zuvorkommend ist; ein Kavalier (aus französisch chevalier: Ritter), ein ritterlicher Mann.    ›Ein irrender Ritter‹ ist jemand, der nur kurze Zeit an einem Ort bleibt, da er immer wieder auf der Suche nach neuen Abenteuern ist. Dieser Ausdruck ist die wörtliche Übersetzung von ›chevalier errant‹, einem Beinamen eines Ritters aus der Artusrunde.
   Auch Ein Ritter ohne Furcht und Tadel sein geht auf einen französischen Ausdruck zurück: ›Chevalier sans peur et sans reproche‹ war der Beiname des Ritters Bayard (1476-1524) und bedeutet: ein mutiger, sich vorbildlich benehmender Mann sein (vgl. Dürers Darstellung ›Ritter, Tod und Teufel‹).
   Arme Ritter backen: arm sein, in dürftigen Verhältnissen leben; diese Redensart ist heute veraltet, da die ›armen Ritter‹ heute nicht mehr als ›Arme-Leute- Essen‹ angesehen werden: es sind in Milch eingelegte Weißbrotscheiben, die paniert und mit einem Ei überschlagen in Fett gebacken werden. Sie sind als Speise seit dem 14. Jahrhundert bekannt.

• A. DE COCK: Ridder of meersman, in: Volkskunde, 7 (1894), S. 49-53; A. DE COCK: Spreekwoorden en Zegswijzen, afkomstig van oude gebruiken en volkszeden: A. Uit het RIDDERWESEN, in: Volkskunde 9 (1896/97), S. 207-217; 16 (1904), S. 82-89.
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