Redensarten Lexikon
Riß
Vor dem Riß stehen, Vor den Riß treten: für einen entstandenen Schaden die Verantwortung tragen, dafür aufkommen, eigentlich: wie tapfere Männer vor den Riß traten, den der Feind in die Stadtmauer geschlagen hatte, und, sich für andere bloßstellend, den entstandenen Schaden wiedergutzumachen und weiteren Gefahren vorzubeugen suchten. Das Bild findet sich öfters in Luthers Bibelübersetzung, z.B. Ez 22,30: »Ich suchte unter ihnen, ob jemand sich eine Mauer machte und wider den Riß stünde gegen mir für das Land, daß ich's nicht verderbete; aber ich fand keinen«; ebd. 13,5 heißt es von den falschen Propheten: »Sie treten nicht vor die Lücken und stehen nicht im Streit am Tage des Herrn«; ferner Ps 106,23: »Und er sprach, er wollte sie vertilgen, wo nicht Mose, sein Auserwählter, den Riß aufgehalten hätte«. Im 18. Jahrhundert tritt dafür die Wendung ›In die Bresche treten‹ ein, Bresche; doch findet sich ›Für den Riß stehen‹, für den Schaden aufkommen, Hilfe bringen, noch in den Mundarten, z.B. obersächsisch.    Es gibt mir einen Riß: ich erschrecke, von dem reißenden Gefühl der Nervenerregung abgeleitet; besonders österreichisch üblich.
   Einen Riß im Kopf haben: nicht recht bei Verstand sein; ›hirnrissig‹; vgl. französisch ›avoir le timbre fêlé‹ (einen Riß in der Glocke haben); vgl. auch das französische Sprichwort ›Un pot fêlé dure plus qu'un neuf‹: einen Topf mit einem Sprung ist dauerhafter als ein neuer.
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