Redensarten Lexikon
Ring
Ringe tauschen (wechseln): heiraten. Fessel und Ring binden ihren Träger in irgendeiner Form nach alter Vorstellung. Ein früher Nachweis dieser Traditionskette, die den Ring als äußeres Zeichen eines Gelübdes interpretiert, ist der Bericht von Tacitus in der ›Germania‹ über die Chatten (Kapitel 31): »Die Tapfersten trugen außerdem einen eisernen Ring wie eine Fessel, bis sie sich durch Tötung eines Feindes davon freimachen konnten«.    Auf den Ehering beziehen sich folgende Redensarten: Einen Ring darauf geben: ein Eheversprechen eingehen; Einen zu engen Ring an den Finger gesteckt haben: eine Mißheirat eingegangen sein.
   Du kannst mich um den Ring pfeifen! ist die verächtliche Abfertigung eines Menschen, der einem lästig oder gleichgültig ist, wobei Ring wohl verhüllend für einen derberen Ausdruck steht. Johann Fischart (›Ehezuchtbüchlein‹ S. 247) gebraucht »durch den Ring schlagen«. Doch kann Ring sich auch auf eine Runde beim Tanz beziehen; so 1668 bei Christian Weise in den ›Überflüssigen Gedanken der grünenden Jugend‹ (S. 204): »Wer ein Narr wäre, ließe sich um den Ring fiedeln«, so daß die Redensart also auf eine ähnliche Vorstellung zurückginge wie: ›Nach jemandes Pfeife tanzen‹, Pfeife. Jemandem einen Ring durch die Nase ziehen: ihn als einfältig und dumm behandeln. Der Ring durch die Nase bezieht sich wohl auf den an einem Nasenring herumgeführten Tanzbären der Schausteller. Häufig in imperativischer Form: ›Laß dir einen Ring durch die Nase ziehen!‹ Wem man diesen Rat erteilt, den hält man für unselbständig und einfältig wie einen Tanzbären; vgl. niederländisch ›Iemand een' ring door den neus steken‹. Ein goldener Ring in die Nase eines Schweines (schon lateinisch ›annulus aureus in naribus suis‹) im Sinne von: ›Perlen vor die Säue werfen‹.

• JUNGWIRTH: Artikel ›Ring‹, in: Handbuch des Aberglaubens VII, Spalte 702-724; H. BATTKE: Geschichte des Ringes (Baden-Baden 1953); O. HOLZAPFEL: Zur Phänomenologie des Ringbrauchtums, in: Zeitschrift für Volkskunde 64 (1968), S. 32-51; G. HEMPEL: Fingerringe. Eine Sonderausstellung aus den Beständen des Österreichischen Museums für Volkskunde (Wien 1985); A. Ward, J. Cherry u.a.: Der Ring im Wandel der Zeit (Fribourg 1987).}

Einen Ring darauf geben. Wasserfarbenminiaturbild auf Pergament, wahrscheinlich von Klosterfrau ausgeführt, östliche Schweiz, um 1750, Zürich, Privatsammlung. Aus: Aspekte des Volkslebens in Europa 1975: Liebe und Heirat, Musée de la Vie Wallone Liège, 1975, Abbildung 1.
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