Redensarten Lexikon
reimen
Wie reimt sich das (zusammen)? fragt man redensartlich bei einer Nebeneinanderstellung von zwei Tatsachen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Derb verspottet Burkard Waldis (gest. um 1556) einmal in einem Streitgedicht den Herzog Heinrich den Jüngeren von Braunschweig: Er habe sich einen Wahlspruch angemaßt,
Der sich zu jm reimbt gleich so vil
Wie der esel zum seytenspil.
Eine Fülle von Vergleichen für schlechte Reime findet sich in zum Teil redensartlich, teils individuellen Prägungen bei Johann Fischart: »Diß reimt sich fein, wie eyn faust inns Aug« (›Bienenkorb‹ 5a): »das reimt wie eyn zang auff eyn Sau« (›Bienenkorb‹ 72b); »das reimt vnd schickt sich wie eyn Haspel auff eyn Topff« (›Bienenkorb‹ 143a). Viele dieser redensartlichen Vergleiche sind durchaus volkstümlich: ›Es reimt sich wie weiß und schwarz‹, ›Wie Hans und Friedrich‹, ›Wie Arsch und Friedrich‹; ›Wie Sauerkraut und Hobelspäne‹, ›Wie Glauben und Fühlen‹, ›Wie ein Igelshaut zum Kissen‹, ›Wie ein Kälbermagen zu einer Messe‹, ›Wie Fastnacht und Karfreitag‹, ›Wie Honig und Galle‹, ›Wie Speck zu Buttermilch‹, ›Wie ein Pflug zum Fischergarn‹. »Wie soll ich das wieder reimen?« fragt der alte Daniel, als ihn Franz Moor nach einem Beichtvater schickt (Schiller, ›Räuber‹, V,1). Ein törichtes, sich widersprechendes Geschwätz nennt man ›Ungereimtes Zeug‹. In Frankreich sagt man dazu: ›A quoi cela rime-t-il?‹ und man antwortet: ›Cela ne rime à rien‹ (Wozu hilft das? – Zu nichts).
Wenn man einem mehrere sich scheinbar widersprechende Dinge mitgeteilt hat, fügt man wohl auch hinzu: ›Nun mach dir selber einen Vers daraus!‹ Andererseits sagt man von Dingen, die gut zueinander passen, daß sie ›Sich reimen‹, so Uhland im ›Metzelsuppenlied‹:
Es reimt sich trefflich: Wein und Schwein,
Und paßt sich köstlich: Wurst und Durst,
Bei Würsten gilt's zu bürsten.
Wenn wir uns über stümperhafte Reimereien lustig machen, gebrauchen wir das Wort ›Reim' dich, oder ich freß' dich!‹; aber auch übertragen gebraucht im Sinne von: geht es nicht gütlich, so geht es mit Gewalt. ›Reime dich, oder ich fresse dich‹ heißt eine in Nordhausen 1673 erschienen Satire.
Unter dem Pseudonym Hartmann Reinhold verbirgt sich der Verfasser Gottfried Wilhelm Sacer (1635-99). In der Schrift verspottet der Verfasser die Unsitten der damaligen Poeterei. Anfangs auf ungeschicktes Reimen gemünzt, drückt die Redensart heute aus, daß bei Erledigung einer Angelegenheit äußere Schönheit und Sauberkeit nicht berücksichtigt werden können (vgl. Goedeke, Grundriß, 2. Auflage 3, 239; Büchmann, Küpper). Bei Johann Fischart (›Aller Praktik Großmutter‹,1623, S. 591) findet sich: »Reim dich oder du must die Stieg hinein«; bei Abraham a Sancta Clara: »Reim dich Bundschuh« (›Judas‹ I,10) sowie »Reim dich oder ich iß dich«.
Sich keinen Reim auf etwas machen können, Keinen Reim auf etwas finden: sich etwas nicht erklären können, mit etwas nichts anfangen können. Die Redensart erklärt sich aus der Schwierigkeit, auf manche Wörter (wie z.B. Mensch) ein Reimwort zu finden.
Sich seinen eigenen Reim auf etwas machen: sich sein(en) Teil denken (⇨ denken).
• E.B. III, S. 535, Nr. 1749; BRÜDER GRIMM: Volkslieder I (Marburg 1985), S. 544.
Wie reimt sich das (zusammen)? fragt man redensartlich bei einer Nebeneinanderstellung von zwei Tatsachen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Derb verspottet Burkard Waldis (gest. um 1556) einmal in einem Streitgedicht den Herzog Heinrich den Jüngeren von Braunschweig: Er habe sich einen Wahlspruch angemaßt,
Der sich zu jm reimbt gleich so vil
Wie der esel zum seytenspil.
Eine Fülle von Vergleichen für schlechte Reime findet sich in zum Teil redensartlich, teils individuellen Prägungen bei Johann Fischart: »Diß reimt sich fein, wie eyn faust inns Aug« (›Bienenkorb‹ 5a): »das reimt wie eyn zang auff eyn Sau« (›Bienenkorb‹ 72b); »das reimt vnd schickt sich wie eyn Haspel auff eyn Topff« (›Bienenkorb‹ 143a). Viele dieser redensartlichen Vergleiche sind durchaus volkstümlich: ›Es reimt sich wie weiß und schwarz‹, ›Wie Hans und Friedrich‹, ›Wie Arsch und Friedrich‹; ›Wie Sauerkraut und Hobelspäne‹, ›Wie Glauben und Fühlen‹, ›Wie ein Igelshaut zum Kissen‹, ›Wie ein Kälbermagen zu einer Messe‹, ›Wie Fastnacht und Karfreitag‹, ›Wie Honig und Galle‹, ›Wie Speck zu Buttermilch‹, ›Wie ein Pflug zum Fischergarn‹. »Wie soll ich das wieder reimen?« fragt der alte Daniel, als ihn Franz Moor nach einem Beichtvater schickt (Schiller, ›Räuber‹, V,1). Ein törichtes, sich widersprechendes Geschwätz nennt man ›Ungereimtes Zeug‹. In Frankreich sagt man dazu: ›A quoi cela rime-t-il?‹ und man antwortet: ›Cela ne rime à rien‹ (Wozu hilft das? – Zu nichts).
Wenn man einem mehrere sich scheinbar widersprechende Dinge mitgeteilt hat, fügt man wohl auch hinzu: ›Nun mach dir selber einen Vers daraus!‹ Andererseits sagt man von Dingen, die gut zueinander passen, daß sie ›Sich reimen‹, so Uhland im ›Metzelsuppenlied‹:
Es reimt sich trefflich: Wein und Schwein,
Und paßt sich köstlich: Wurst und Durst,
Bei Würsten gilt's zu bürsten.
Wenn wir uns über stümperhafte Reimereien lustig machen, gebrauchen wir das Wort ›Reim' dich, oder ich freß' dich!‹; aber auch übertragen gebraucht im Sinne von: geht es nicht gütlich, so geht es mit Gewalt. ›Reime dich, oder ich fresse dich‹ heißt eine in Nordhausen 1673 erschienen Satire.
Unter dem Pseudonym Hartmann Reinhold verbirgt sich der Verfasser Gottfried Wilhelm Sacer (1635-99). In der Schrift verspottet der Verfasser die Unsitten der damaligen Poeterei. Anfangs auf ungeschicktes Reimen gemünzt, drückt die Redensart heute aus, daß bei Erledigung einer Angelegenheit äußere Schönheit und Sauberkeit nicht berücksichtigt werden können (vgl. Goedeke, Grundriß, 2. Auflage 3, 239; Büchmann, Küpper). Bei Johann Fischart (›Aller Praktik Großmutter‹,1623, S. 591) findet sich: »Reim dich oder du must die Stieg hinein«; bei Abraham a Sancta Clara: »Reim dich Bundschuh« (›Judas‹ I,10) sowie »Reim dich oder ich iß dich«.
Sich keinen Reim auf etwas machen können, Keinen Reim auf etwas finden: sich etwas nicht erklären können, mit etwas nichts anfangen können. Die Redensart erklärt sich aus der Schwierigkeit, auf manche Wörter (wie z.B. Mensch) ein Reimwort zu finden.
Sich seinen eigenen Reim auf etwas machen: sich sein(en) Teil denken (⇨ denken).
• E.B. III, S. 535, Nr. 1749; BRÜDER GRIMM: Volkslieder I (Marburg 1985), S. 544.