Redensarten Lexikon
Reif
Einen Reif anstecken (auch ausstecken). Die im 16. Jahrhundert ganz geläufige Redensart ist heute ausgestorben. Einen Reif, d.h. eigentlich einen Kranz, an einer Stange befestigte der Weinhändler an seinem Haus entsprechend dem noch heute in Weingegenden geläufigen Zeichen einer ›Besen‹- oder ›Kranzwirtschaft‹. Da beim Weinkauf zu allen Zeiten immer auch mit Betrug zu rechnen ist, meint die Wendung in übertragener Bedeutung soviel wie: einen bösen oder falschen Anschein erwecken. Thomas Murner nennt es in der ›Schelmenzunft‹ so, wenn Frauen mit ihren Reizen locken, ohne sich etwas vergeben zu wollen.
   Der steckt den reiff vergebens auß
   Der keyn weyn hat in seym hauß
   Es wurdt fill mancher schelm veracht
   Der im daß wort doch selber macht
   Wiltu han eyn erbren schein
   So zühe den Schelmen reiff doch eyn.

Die ›Zimmerische Chronik‹ berichtet (II, 312): »und gieng eben hiemit zu wie man sprücht, das kein wurt von ains gasts wegen ain raif ußsteckt«.
   Elsässisch ›durch den Reif gehen‹ sagt man, wenn Mensch oder Tier durchbrennen.
   ›Der ist auch der Reif g'sprungen‹ heißt es in Schwaben von einem Mädchen, das ledig geboren hat.
   Der fallende Reif als Bild der Vernichtung des Glücks, des Abschieds, des Verlustes von Liebe und Treue begegnet bereits im 16. Jahrhundert in Volksliedern. Am bekanntesten ist:

   Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht.
   Er fiel auf die kleinen Blaublümelein.
   Sie sind verwelket, verdorret ...
   (E.-B. I, S. 589).

Einen Reif ausstecken. Holzschnitt, Murner: Schelmenzunft, 1512.
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