Redensarten Lexikon
Raub
Den Raub unter sich teilen beruht auf Jos 22,8. Etwas nicht für Raub achten: etwas für nicht unter seiner Würde halten; sich nicht der Mühe entziehen, etwas zu tun. Eine Erklärung der Redensart gibt das Wörterbuch der Schwedischen Akademie (Svenska Akademiens Ordbok I, Spalte 857): Bei ungenauer Erinnerung an die Bibelstelle (« Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war; welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er's nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an ...« (Phil 2,5-7) habe man die Worte »Gott gleich zu sein« übersprungen, und so wurde der Sinngehalt von Raub ein ganz anderer als der biblische, nämlich: Beraubung seiner selbst. Während die Redensart in Dänemark und Schweden sehr verbreitet ist (Belege bei E. Laftman, in: Nysvenska Studier 1944, S. 190ff.), ist sie im Deutschen nur literarisch belegt; so z.B. bei Goethe: Mephistopheles sagt im ›Faust‹ I, Vers 258f.: »Leb' mit dem Vieh und acht es nicht für Raub, den Acker, den du erntest, selbst zu düngen«.
In einem Brief an Lavater vom 24. November 1783 schreibt Goethe: »Du erfahrener Arzt, der es nicht für einen Raub hält, zu quacksalbern ...«.
Weiterhin erscheint sie in Thomas Manns Roman ›Joseph und seine Brüder‹ (Berlin 1934), Band l, S. 378: Jaakob sagt: »Jetzt hör mich an. Es ist gut, daß du da bist und hast's nicht für Raub gehalten, hinter mir drein zu ziehen so viele Tage um dieser Sache willen«.
Positiv gebraucht erscheint diese Redensart bei Jeremias Gotthelf in seiner Novelle ›Bartheli der Korber‹ von 1852 (1927, S. 188), jedoch in einem anderen Sinn. Hier bedeutet Raub ›Unrecht, frecher Eingriff‹: »Für ein Gläschen Schnaps jagten sie (= die Eltern verwahrloster Kinder) dieselben dem Teufel barfuß zu, und will sie wer anders zum Guten halten, so brüllt ihr, als ob man sie ans Messer stecken wollte, und achtet es einem Raube gleich, wenn man für ihre Seelen sorgen will«. Etwas auf den Raub machen: in aller Eile, nebenher, flüchtig. ›Auf den Raub‹ baut der Bergmann, wenn es ihm nur auf augenblickliche, schnelle Gewinnung von Metallen ankommt; dann verwendet er auf die Anlegung der Stollen wenig Sorgfalt und denkt nicht an Erhaltung oder spätere gründliche Ausbeutung der Grube. Daher: Raubbau treiben, d.h. eine Wirtschaftsführung bevorzugen, die für den Augenblick einen möglichst hohen Ertrag anstrebt, ohne auf die dauernde Erhaltung der Erzeugungsgrundlagen Rücksicht zu nehmen, z.B. beim Ackerbau, beim Abholzen; übertragen: Raubbau mit seinen Kräften (oder mit seiner Gesundheit) treiben.
Von solchem Raubbau stammt auch der übertragene Sinn von Wendungen wie: ›Jemanden auf den Raub sprechen‹, ›Etwas auf den Raub abzeichnen‹; wienerisch ›I kumm nur auf an Raub‹, nur auf einen Augenblick.
• A. FRIDRICHSEN: Nicht für Raub achten, in: Theologische Zeitschrift 2 (1946), S. 395-396; H. BRUPPACHER: Zur Redewendung ›Nicht für Raub achten‹, in: Theologische Zeitschrift 3 (1947), S. 234; H. WOLF: Studien zur deutschen Bergmannssprache (Mitteldeutsche Forschungen 11) (Tübingen 1958).
Den Raub unter sich teilen beruht auf Jos 22,8. Etwas nicht für Raub achten: etwas für nicht unter seiner Würde halten; sich nicht der Mühe entziehen, etwas zu tun. Eine Erklärung der Redensart gibt das Wörterbuch der Schwedischen Akademie (Svenska Akademiens Ordbok I, Spalte 857): Bei ungenauer Erinnerung an die Bibelstelle (« Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war; welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er's nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an ...« (Phil 2,5-7) habe man die Worte »Gott gleich zu sein« übersprungen, und so wurde der Sinngehalt von Raub ein ganz anderer als der biblische, nämlich: Beraubung seiner selbst. Während die Redensart in Dänemark und Schweden sehr verbreitet ist (Belege bei E. Laftman, in: Nysvenska Studier 1944, S. 190ff.), ist sie im Deutschen nur literarisch belegt; so z.B. bei Goethe: Mephistopheles sagt im ›Faust‹ I, Vers 258f.: »Leb' mit dem Vieh und acht es nicht für Raub, den Acker, den du erntest, selbst zu düngen«.
In einem Brief an Lavater vom 24. November 1783 schreibt Goethe: »Du erfahrener Arzt, der es nicht für einen Raub hält, zu quacksalbern ...«.
Weiterhin erscheint sie in Thomas Manns Roman ›Joseph und seine Brüder‹ (Berlin 1934), Band l, S. 378: Jaakob sagt: »Jetzt hör mich an. Es ist gut, daß du da bist und hast's nicht für Raub gehalten, hinter mir drein zu ziehen so viele Tage um dieser Sache willen«.
Positiv gebraucht erscheint diese Redensart bei Jeremias Gotthelf in seiner Novelle ›Bartheli der Korber‹ von 1852 (1927, S. 188), jedoch in einem anderen Sinn. Hier bedeutet Raub ›Unrecht, frecher Eingriff‹: »Für ein Gläschen Schnaps jagten sie (= die Eltern verwahrloster Kinder) dieselben dem Teufel barfuß zu, und will sie wer anders zum Guten halten, so brüllt ihr, als ob man sie ans Messer stecken wollte, und achtet es einem Raube gleich, wenn man für ihre Seelen sorgen will«. Etwas auf den Raub machen: in aller Eile, nebenher, flüchtig. ›Auf den Raub‹ baut der Bergmann, wenn es ihm nur auf augenblickliche, schnelle Gewinnung von Metallen ankommt; dann verwendet er auf die Anlegung der Stollen wenig Sorgfalt und denkt nicht an Erhaltung oder spätere gründliche Ausbeutung der Grube. Daher: Raubbau treiben, d.h. eine Wirtschaftsführung bevorzugen, die für den Augenblick einen möglichst hohen Ertrag anstrebt, ohne auf die dauernde Erhaltung der Erzeugungsgrundlagen Rücksicht zu nehmen, z.B. beim Ackerbau, beim Abholzen; übertragen: Raubbau mit seinen Kräften (oder mit seiner Gesundheit) treiben.
Von solchem Raubbau stammt auch der übertragene Sinn von Wendungen wie: ›Jemanden auf den Raub sprechen‹, ›Etwas auf den Raub abzeichnen‹; wienerisch ›I kumm nur auf an Raub‹, nur auf einen Augenblick.
• A. FRIDRICHSEN: Nicht für Raub achten, in: Theologische Zeitschrift 2 (1946), S. 395-396; H. BRUPPACHER: Zur Redewendung ›Nicht für Raub achten‹, in: Theologische Zeitschrift 3 (1947), S. 234; H. WOLF: Studien zur deutschen Bergmannssprache (Mitteldeutsche Forschungen 11) (Tübingen 1958).