Redensarten Lexikon
Prophet
Ein falscher Prophet sein: jemand sein, der falsche Behauptungen aufstellt, der die Menge zu verführen sucht.    Diese Redensart hat biblischen Ursprung. Mt 7,15 spricht Jesus: »Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe«. Auch der Spruch: ›Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande‹ ist an Mt 13,57 angelehnt: ›Nullus propheta in patria‹. Heute bedeutet dies: die nähere Umgebung erkennt oft nicht die Genialität oder Weisheit einer Person. Das Prophetentum gab es schon seit frühester Zeit; alle Propheten haben einen Namen, sind der Volksmasse entwachsen und entschleiern oft die undurchsichtige Zukunft. Eine göttliche Stimme spricht aus ihnen; so bedeutet der ursprüngliche Wortsinn: jemand, der an Gottes Stelle zu den Menschen spricht; er gilt als allwissend. So sagt man auch, wenn man die Entwicklung einer Sache nicht voraussehen kann: Ich bin doch kein Prophet!
   Aus der Literatur sind zwei geflügelte Worte bekannt geworden, die den Propheten erwähnen: Goethe erinnert sich in ›Dichtung und Wahrheit‹ (14. Buch) an den 14. Juli 1774. Er ißt mit Lavater und Basedow in Koblenz; Lavater spricht mit einem Geistlichen über die Offenbarung, Basedow sagt zu einem Tanzmeister, die Taufe sei ein veralteter Brauch. Goethe, zwischen beiden, widmet sich der Mahlzeit und dichtet: »Prophete rechts, Prophete links, das Weltkind in der Mitten«. Aus orientalischen Quellen dagegen stammt die Wendung ›Wenn der Berg nicht zum Propheten kommen will, muß der Prophet zum Berge gehen‹, Berg.
   ›Wie kommt (der) Saul unter die Propheten?‹ Saul.

• W.E. PEUCKERT: Artikel ›Prophet, Prophetie‹, in: Handbuch des Aberglaubens VII, Spalte 338-366; M. BUBER: Der Glaube der Propheten (Zürich 1950); Religion in Geschichte und Gegenwart V (3. Auflage 1961), Spalte 608-638 (mehrere Autoren; reiche weiterführende Literatur).
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