Redensarten Lexikon
Pranger
Jemanden an den Prangerstellen: ihn bloßstellen, ihn der öffentlichen Verachtung preisgeben; vgl. französisch ›mettre quelqu'un au pilori‹. Der Pranger war im Mittelalter und darüber hinaus ein steinerner Pfeiler oder hölzerner Pfahl, an dem Verbrecher, durch ein Halseisen festgehalten, vor aller Welt zur Schande ausgestellt wurden. Noch 1781 wurde in Rottweil a.N. eine Frau aus Dunningen auf dem Wochenmarkt eine Stunde lang am Pranger ausgestellt. Auf der Schandtafel, die man ihr umgehängt hatte, stand ihr Name und darunter »Strafe der betrügerischen Scheinheiligkeit« (Oberamtsbeschreibung Rottweil, S. 398).
Der regelmäßige Standort des Prangers war in der Nähe der Kirche oder auf dem Marktplatz. Entwickelt hat sich diese Art der Bestrafung aus einer einfachen Form: Reste von Schließwerkzeugen an Bäumen weisen auf sie hin, nämlich Verbrecher an den nächsten Baum (Kräxbaum) anzubinden. Der Schandpfahl, eine Säule aus Holz oder Stein, trat erst im Mittelalter in Erscheinung. Er hieß auch: Käks, Kax und geht auf indogermanisch *Kak = Stamm, Strunk, Stumpf zurück. So sagte man auch: ›jemand up den Katz setzen‹.
Das Wort Pranger ist ursprünglich niederdeutsch und hängt mit mittelniederdeutsch ›sprangen‹ = drücken, klemmen, beklemmen und ›prange‹ = Schranke, Maulkorb zusammen; mit ›prangen‹ = prunken, prahlen hat es nichts zu tun. Das Strafgerät Pranger ist also nach dem drückenden Halseisen benannt.
An den Pranger kommen: sich bloßgestellt sehen, sein Ansehen, seine Ehre einbüßen, auch: Am Pranger stehen.
In übertragenen Sinn gebraucht z.B. Schiller die Wendung im ›Tell‹ (III,3):
Höre, Gesell, es fängt mir an zu däuchten,
Wir stehen hier am Pranger vor dem Hut.
Häufig ist heute auch die Übertragung Angeprangert werden: der öffentlichen Verachtung preisgegeben werden. Noch 1836 heißt es im gleichen Sinn: ›Geprangert werden‹.
• J. GRIMM: Deutsche Rechtsaltertümer, Band II (Göttingen 1828); G. BADER-WEIß und K.S. BADER: Der Pranger, ein Strafwerkzeug und Rechtswahrzeichen des Mittelalters (Freiburg 1935); CHR. HELFER: Denkmäler des Vollzugs von Ehrenstrafen am unteren Mittelrhein, in: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde 15/16 (1964/65), S. 56-75; R. HORNA: Der Pranger in der Tschechoslowakei, in: Grazer rechts- und staatswissenschaftliche Studien 16 (Graz 1965); A. THOMSON: I stocken. Studier i stockstraffets historia (Am Pranger, Studien zur Geschichte der Stockstrafe) (= Acta Reg. societas humanorum literarum Lundensis 68) (Lund 1972).
Pranger (Schandsäule). Schandsäulen und Schandbühne.
An den Pranger stellen, ›anprangern‹. Heidelberger Sachsenspiegelhandschrift, 13. Jahrhundert.
An den Pranger stellen, ›anprangern‹. Ankarström wird in Stockholm öffentlich ausgestellt als ›Mörder des Königs‹. Aus: Das Pfennig-Magazin, Nr. 346, vom 6.XI.1839, Abbildung S. 365.
Jemanden an den Prangerstellen: ihn bloßstellen, ihn der öffentlichen Verachtung preisgeben; vgl. französisch ›mettre quelqu'un au pilori‹. Der Pranger war im Mittelalter und darüber hinaus ein steinerner Pfeiler oder hölzerner Pfahl, an dem Verbrecher, durch ein Halseisen festgehalten, vor aller Welt zur Schande ausgestellt wurden. Noch 1781 wurde in Rottweil a.N. eine Frau aus Dunningen auf dem Wochenmarkt eine Stunde lang am Pranger ausgestellt. Auf der Schandtafel, die man ihr umgehängt hatte, stand ihr Name und darunter »Strafe der betrügerischen Scheinheiligkeit« (Oberamtsbeschreibung Rottweil, S. 398).
Der regelmäßige Standort des Prangers war in der Nähe der Kirche oder auf dem Marktplatz. Entwickelt hat sich diese Art der Bestrafung aus einer einfachen Form: Reste von Schließwerkzeugen an Bäumen weisen auf sie hin, nämlich Verbrecher an den nächsten Baum (Kräxbaum) anzubinden. Der Schandpfahl, eine Säule aus Holz oder Stein, trat erst im Mittelalter in Erscheinung. Er hieß auch: Käks, Kax und geht auf indogermanisch *Kak = Stamm, Strunk, Stumpf zurück. So sagte man auch: ›jemand up den Katz setzen‹.
Das Wort Pranger ist ursprünglich niederdeutsch und hängt mit mittelniederdeutsch ›sprangen‹ = drücken, klemmen, beklemmen und ›prange‹ = Schranke, Maulkorb zusammen; mit ›prangen‹ = prunken, prahlen hat es nichts zu tun. Das Strafgerät Pranger ist also nach dem drückenden Halseisen benannt.
An den Pranger kommen: sich bloßgestellt sehen, sein Ansehen, seine Ehre einbüßen, auch: Am Pranger stehen.
In übertragenen Sinn gebraucht z.B. Schiller die Wendung im ›Tell‹ (III,3):
Höre, Gesell, es fängt mir an zu däuchten,
Wir stehen hier am Pranger vor dem Hut.
Häufig ist heute auch die Übertragung Angeprangert werden: der öffentlichen Verachtung preisgegeben werden. Noch 1836 heißt es im gleichen Sinn: ›Geprangert werden‹.
• J. GRIMM: Deutsche Rechtsaltertümer, Band II (Göttingen 1828); G. BADER-WEIß und K.S. BADER: Der Pranger, ein Strafwerkzeug und Rechtswahrzeichen des Mittelalters (Freiburg 1935); CHR. HELFER: Denkmäler des Vollzugs von Ehrenstrafen am unteren Mittelrhein, in: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde 15/16 (1964/65), S. 56-75; R. HORNA: Der Pranger in der Tschechoslowakei, in: Grazer rechts- und staatswissenschaftliche Studien 16 (Graz 1965); A. THOMSON: I stocken. Studier i stockstraffets historia (Am Pranger, Studien zur Geschichte der Stockstrafe) (= Acta Reg. societas humanorum literarum Lundensis 68) (Lund 1972).
Pranger (Schandsäule). Schandsäulen und Schandbühne.
An den Pranger stellen, ›anprangern‹. Heidelberger Sachsenspiegelhandschrift, 13. Jahrhundert.
An den Pranger stellen, ›anprangern‹. Ankarström wird in Stockholm öffentlich ausgestellt als ›Mörder des Königs‹. Aus: Das Pfennig-Magazin, Nr. 346, vom 6.XI.1839, Abbildung S. 365.