Redensarten Lexikon
Platte
Die Platte putzen: sich davonmachen, Schluß machen, verschwinden. Obwohl die Redensart neuerdings auch gelegentlich im Sinne von ›alles aufessen‹ gebraucht wird, hat sie vermutlich nichts mit der Servierplatte zu tun; sie stammt vielmehr über das Rotwelsche aus talmudisch ›p'lat‹ = Flucht ( Pleite) und ›puz‹ = sich zerstreuen. Auf die fotografische Platte beziehen sich die Redensarten: Jemanden auf die Platte bannen: ihn fotografieren; Das kommt nicht auf die Platte: das kommt nicht in Betracht, ›Das kommt nicht in die Tüte‹, Tüte.    Die Schallplatte ist in folgenden Redensarten gemeint: Die aIte Platte laufen Iassen: sich ständig wiederholen, die gewohnten Redensarten wieder auftischen; vgl. französisch ›remettre le disque‹; Die Platte ist abgespielt: die Sache ist veraltet, unwirksam; vgl. französisch ›Le disque est use‹; Etwas auf der Platte haben: etwas gerade erörtern, etwas routinemäßig beherrschen; Die Platte hat einen Kratzer bekommen: die oftmals wiederholte Behauptung hat inzwischen ihre Berechtigung eingebüßt; Die Platte kennen: die übliche Entwicklung, den üblichen Gedankengang kennen; vgl. französisch ›connaître la musique‹; Eine neue Platte auflegen: den Gesprächsstoff wechseln.
   Platte ist auch ein redensartliches Bild für die Glatze; Jemandem die Platte polieren: ihn auf den Kopf, ins Gesicht schlagen.
   Platte schieben: im Freien übernachten; verkürzt aus dem handwerksburschensprachlichen und gaunersprachlichen ›Eine platte Penne machen‹, flach auf dem Erdboden schlafen.

• S.A. WOLF: Die Platte putzen, in: Muttersprache 64 (1954), S. 364.
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