Redensarten Lexikon
Pilz
In die Pilze gehen: verlorengehen, abhanden kommen (wie sich Pilzsucher im Wald verirren). Wer neugierig fragt, wo jemand steckt, wird mit der Antwort abgefertigt: ›Er ist in die Pilze gegangen‹. Die Redensart stammt aus dem 17. Jahrhundert, wird aber erst im 18. Jahrhundert gebräuchlicher; literarisch schon 1663: »die Weisheit würde darüber in die Piltze nach Schwammen gehen«; heute bedeutet ›Der ist in die Pilze gegangen und sucht Schwämme‹ im Altenburgischen: er ist unter Hinterlassung von Schulden durchgebrannt. Ähnliche Wendungen sind: ›In die Binsen, in die Nüsse, in die Wicken gehen‹, ⇨ Binsen. Anders ostfriesisch ›he geit in de Röwen (Rüben)‹, er macht es nicht mehr lange; ›he kummt dermit in de Röwen‹, er bringt sich damit in die Patsche. Die Redensart ›in die Pilze gehen‹ spielt in einem Gedicht-und Zeichenbuch von G. Grass eine Rolle. Unverschlüsselt betont der Autor dabei den phallischen Charakter der Pilze (G. Grass: Mit Sophie in die Pilze gegangen [Göttingen 1987]).
Wachsen wie die Pilze gilt sprichwörtlich von schnellem, üppigem Emporschießen; aber nicht nur von Organischem, auch Fabriken oder ganze Städte können ›Wie Pilze aus dem Boden schießen‹. Ähnliches besagt die Wendung in Bocks ›Kräuterbuch‹
vom Jahre 1560 (Germania 16,86): »Gemelte schwemme (die genannten Pilze) verwelken und verdorren im meyen, werden affter der Zeit im ganzen jar nit mer gesehen. Dannenher ein sprichwort auffkommen: du wechst und nimmest zu wie die morchel im meyen«; vgl. französisch ›pousser comme des champignons‹. Aufschießen wie die Pilze (Schwammerl) nach dem Regen sagt man auch, wenn etwas plötzlich und in großer Menge erscheint. In der Antike hielt man die Pilze für ein Gärungsprodukt der Erde nach starken Regengüssen. Im Volksglauben gelten Pilze als Fruchtbarkeitssymbol, da sie oft innerhalb kurzer Zeit aus dem Boden schießen. Auch im Wetter- und Ernteorakel treten Pilze häufig auf: Wenn es am 4. Juli oder an Peter und Paul (29. Juni) viel regnet, regnet es Schwämme, ⇨ Binsen.
• P. HOFFMANN: In die Pilze gehen, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 6 (1892), S. 495-496; R. SPRENGER: In die Pilze gehen, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 7 (1893), S. 492; F. KUNTZE: In die Pilze gehen, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 7 (1893), S. 573-574; A. ENGWERT: Zu den Ausdrücken ›in die Binsen gehen‹, ›in die Pilze gehen‹, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 7 (1893), S. 626; O. REINER: Zur Redensart ›in die Pilze gehen‹, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 8 (1894), S. 198; M. BUSSE: In die Pilze gehen, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 10 (1896), S. 446; H. MARZELL: Artikel ›Pilze‹, in: Handbuch des Aberglaubens VII, Spalte 28-33.
In die Pilze gehen: verlorengehen, abhanden kommen (wie sich Pilzsucher im Wald verirren). Wer neugierig fragt, wo jemand steckt, wird mit der Antwort abgefertigt: ›Er ist in die Pilze gegangen‹. Die Redensart stammt aus dem 17. Jahrhundert, wird aber erst im 18. Jahrhundert gebräuchlicher; literarisch schon 1663: »die Weisheit würde darüber in die Piltze nach Schwammen gehen«; heute bedeutet ›Der ist in die Pilze gegangen und sucht Schwämme‹ im Altenburgischen: er ist unter Hinterlassung von Schulden durchgebrannt. Ähnliche Wendungen sind: ›In die Binsen, in die Nüsse, in die Wicken gehen‹, ⇨ Binsen. Anders ostfriesisch ›he geit in de Röwen (Rüben)‹, er macht es nicht mehr lange; ›he kummt dermit in de Röwen‹, er bringt sich damit in die Patsche. Die Redensart ›in die Pilze gehen‹ spielt in einem Gedicht-und Zeichenbuch von G. Grass eine Rolle. Unverschlüsselt betont der Autor dabei den phallischen Charakter der Pilze (G. Grass: Mit Sophie in die Pilze gegangen [Göttingen 1987]).
Wachsen wie die Pilze gilt sprichwörtlich von schnellem, üppigem Emporschießen; aber nicht nur von Organischem, auch Fabriken oder ganze Städte können ›Wie Pilze aus dem Boden schießen‹. Ähnliches besagt die Wendung in Bocks ›Kräuterbuch‹
vom Jahre 1560 (Germania 16,86): »Gemelte schwemme (die genannten Pilze) verwelken und verdorren im meyen, werden affter der Zeit im ganzen jar nit mer gesehen. Dannenher ein sprichwort auffkommen: du wechst und nimmest zu wie die morchel im meyen«; vgl. französisch ›pousser comme des champignons‹. Aufschießen wie die Pilze (Schwammerl) nach dem Regen sagt man auch, wenn etwas plötzlich und in großer Menge erscheint. In der Antike hielt man die Pilze für ein Gärungsprodukt der Erde nach starken Regengüssen. Im Volksglauben gelten Pilze als Fruchtbarkeitssymbol, da sie oft innerhalb kurzer Zeit aus dem Boden schießen. Auch im Wetter- und Ernteorakel treten Pilze häufig auf: Wenn es am 4. Juli oder an Peter und Paul (29. Juni) viel regnet, regnet es Schwämme, ⇨ Binsen.
• P. HOFFMANN: In die Pilze gehen, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 6 (1892), S. 495-496; R. SPRENGER: In die Pilze gehen, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 7 (1893), S. 492; F. KUNTZE: In die Pilze gehen, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 7 (1893), S. 573-574; A. ENGWERT: Zu den Ausdrücken ›in die Binsen gehen‹, ›in die Pilze gehen‹, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 7 (1893), S. 626; O. REINER: Zur Redensart ›in die Pilze gehen‹, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 8 (1894), S. 198; M. BUSSE: In die Pilze gehen, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 10 (1896), S. 446; H. MARZELL: Artikel ›Pilze‹, in: Handbuch des Aberglaubens VII, Spalte 28-33.